Irland in drei Tagen. Nur so lange habe ich für das Lesen dieses Buches benötigt, mehr nicht. Wer es lesen will, sollte sich bitte Zeit nehmen. Denn der Leser erfährt "nebenbei" so viel Wissenswertes über dieses Land, dass er als nächstes zum Reiseführer greift oder, wie ich, schon mal nach den Flugverbindungen schaut.
Hannah O´Brien, Sie haben es geschafft, dass ich mich für dieses Land ernsthaft interessiere und ich weiß inzwischen, dass es ausgezeichnete Flugverbindungen von Hamburg nach Dublin gibt. Kein Einwand von Seiten meiner Frau: sie wollte ohnehin schon seit langem dorthin und fühlt sich in ihrer bisherigen Einschätzung nur betätigt.
Zurück zum Buch, das Anfang 2015 bei dtv erschien..
Die Geschichte beginnt ganz normal mit einem Mord. Verübt an einer jungen Frau. Den aufzuklären ist die Aufgabe von Grace O´Malley. Sie ist die neue Leiterin des Morddezernats in der Polizeizentrale bei Garda, so heißt die unbewaffnete irische Polizei - bewaffnet sind nur die leitenden Detectives, zu denen auch Grace gehört.
Die Vierunddreißigjährige muss sich neben der Aufklärung des Verbrechens auch noch an ihrem neuen Arbeitsplatz behaupten. Und als ob es nicht genügt, dass sich ihr geschichtsträchtiger Familienname als ständige Bürde erweist, hat sie ihren Job auch noch der Empfehlung eines einflussreichen Onkels zu verdanken. Bereits aus diesen beiden Umständen ergeben sich eine Reihe bemerkenswerter Wortgefechte. Die Autorin hat sich zu der Figur ihrer Protagonisten aber noch mehr einfallen lassen: Grace hat eine vierzehnjährige Tochter, die bei Bruder und Schwägerin aufwächst.
Der Ablauf der eigentlichen Handlung, nämlich die Aufklärung des Verbrechens, erfährt durch die nicht zu vermeidenden privaten „Einlagen“ keine Beeinträchtigung. Hannah O´Brien nutzt die Einblicke in das Privatleben der Ermittlerin zur anschaulichen Beschreibung „irischer Lebensverhältnisse“.
Es ist der Autorin in diesem Krimi sehr gut gelungen, Land und Leute verständlich und nicht zeitraubend zu beschreiben.
Der starke regionale Bezug wird auch bei der Schilderung der Ermittlungsarbeit deutlich. Die Autorin hat genau recherchiert und erweist sich als Kennerin Irlands.
Viel Liebe zum Detail beweist sie auch bei der Beschreibung der wichtigen Akteure. Klare Figuren, gut vorstellbar. Die Landschaftsbeschreibungen sind zuweilen üppig und deuten auf ihre starke Verbundenheit zum Land.
Dieser Krimi wendet sich an aufmerksame Leser. So ganz kurz vor dem Einschlafen mal ein paar Seiten lesen: das wird nichts. Die Fülle an Informationen, und damit meine ich jetzt den eigentlichen Krimi, erfordert Aufmerksamkeit. Denn für uns deutsche Augen und Ohren kommt noch eine Erschwernis hinzu. Das sind die Namen. Unaussprechlich, scheinbar ohne jegliche Lautfärbung und ohne Bezug zu etwas Vertrautem, muss sich der Leser diese (vielen) Namen merken und durch das gesamte Buch verfolgen.
Ich habe Irisches Verhängnis gern gelesen und hoffe auf eine Fortsetzung mit Grace O´Malley und ihrem sympathischen Kollegen Rory Coyne.
"Hannah O´Brien ist Journalistin und Autorin und war lange Zeit in Großbritannien und Irland zu Hause. Heute lebt sie in Köln und an der Mosel, ist aber noch regelmäßig auf der Grünen Insel zu Gast." So steht es im Klappentext. Mehr über die Autorin erfahren Sie auf ihrer Website www.hannah-o-brien.de.