Rezension
Es ist der siebte Krimi um die nimmermüde Katja Klein. Seit diese das Stadtleben aufgegeben hat und sich in diesem winzigen Flecken, der sich Kehr nennt, niedergelassen hat, geschehen in unschöner Regelmäßigkeit schreckliche Dinge. Mord und Totschlag sind ausgerechnet hier an der Tagesordnung. Zieht diese Frau auf magische Weise das Unheil an oder ist sie nur unterbeschäftigt?
Keine Ahnung.
Ich habe alle Eifel-Krimis von Martina Kempff gelesen und fürchte ein wenig den Tag, an dem die Autorin beschließt, ihre Protagonistin in den Ruhestand zu schicken.
Große Wiedersehensfreude in meinem Kopf, als ich in Kehrblechblues auf die bekannten und vertrauten Akteure treffe. Doch einer fehlt: Marcel Langer. Das ist der belgische Polizist, der mal mit Katja Klein „zusammen“ war. Zum Glück taucht er mit etwas Verspätung und einer Überraschung (für alle!) auf.
Lieber Leser, sollten Sie es welchem Grund auch immer versäumt haben, die vorangegangen Bände zu lesen, dann tun Sie sich wenigstens den Gefallen und beschäftigen sich mit den geografischen Besonderheiten von Kehr.
Ich kenne die Kehr, ich habe es mir vor einigen Jahren nicht nehmen lassen, diesen merkwürdigen Tatort aufzusuchen. Seit diesem Tag hege ich noch größere Bewunderung für Martina Kempff. Aus diesem Flecken einen Tatort zu schaffen ist schon eine Leistung.
Hier eine kurze Einweisung für die „Neuen“:
Katjas Haus steht auf der westlichen Seite der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden B 265 und somit in Belgien. Wechselt sie die Straßenseite, dann erreicht sie ihr Restaurant Einkehr und befindet sich gleichzeitig in Deutschland, genauer gesagt in Rheinland-Pfalz. Nur ein wenig weiter nördlich und etwas weiter südlich der Einkehr beginnt Nordrhein-Westfalen. Das klingt nicht nur verwirrend – das ist es auch.
Wird auf der Kehr wieder einmal ein Mord verübt, dann stellt sich zunächst die Frage nach dem Fundort des Opfers. Die B 265 ist nun mal die Landesgrenze und reglementiert somit die Zuständigkeit der Polizeidienststellen – müssen die Deutschen oder die Belgier gerufen werden? Anders sieht die Angelegenheit (ich spreche hier von Mord) für Katja Klein aus. Geschieht auf der Kehr ein Verbrechen, fühlt sie sich stets angesprochen und zuständig. Schließlich ist sie beiderseits der Bundesstraße zu Hause. Katja liebt es geradezu, auf ihre ganz eigene Art und Weise ein klein wenig zum Ermittlungserfolg beizutragen. Am liebsten zusammen mit Marcel, der wiederum diese Art der Zusammenarbeit überhaupt nicht schätzt.
Wer die Autorin und ihre Protagonistin kennt, darf zu Recht Tempo erwarten und wird auch diesmal nicht enttäuscht.
Die Idylle auf der Kehr wird in Kehrblechblues äußerst empfindlich gestört, als in kurzer Folge zwei Menschen auf brutale Art und Weise umgebracht werden. Nur so viel: Der Begriff Haarspalterei bekommt in beiden Fällen eine ganz neue Bedeutung. Die Auswirkungen der beiden Taten sind beträchtlich. Außer den beiden ermordeten Frauen ist auch das Leben syrischer Familien, die in unmittelbarer Nähe wohnen, betroffen. Und natürlich Katja, schließlich geschahen die Morde vor ihrer Haustür. Erwähnt werden muss der Vollständigkeit halber auch, dass ab sofort kein geregelter Restaurantbetrieb mehr stattfinden kann, weil die Einkehr als Einsatzzentrale für die vor Ort ermittelnden Beamten benötigt wird. Persönlich betroffen ist auch Marcel Langer. Er hat neben seiner polizeilichen Tätigkeit noch eine weitere Aufgabe zu bewältigen, weil er sich neben der polizeilichen Ermittlung auch noch um seine plötzlich auftauchende Enkelin kümmern muss. Über das unvermutete Auftauchen der Vierzehnjährigen staunt nicht nur er, sondern auch Katja. Da gibt es einiges zu erklären.
Es geht turbulent zu in Kehrblechblues. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Buch ein handfester Regionalkrimi mit einer Stammbesetzung starker unverwechselbarer Charaktere ist. Die Menschen um Katja Klein bilden gewissermaßen das Rückgrat der Geschichte. Auch das Wissen um die Eigenheiten dieser Region, mit der die Autorin den Leser aufklärt, gehört dazu.
Das Buch erschien im September 2016 im KBV-Verlag, ihre ersten Bänder um Katja Klein erschienen bei PIPER. Wer mehr wissen möchte, sollte die Website der Autorin bsuchen: martinakempff.de.  
Martina Kempff
Kehrblechblues


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Martina Kempff ist Schriftstellerin, Übersetzerin und freie Journalistin. Nach vielen Jahren in Griechenland und dann in Amsterdam verbrachte sie einige Jahre in der Eifel, bis es sie in das Bergische Land zog. Ihre Website heißt: www.martinakempff.de. Mit achtundvierzig Jahren schrieb sie ihren ersten Roman, einen historischen übrigens, und erst elf Jahre später, das war 2009, ihren ersten Eifelkrimi.

Kommissar/e

Katja Klein heißt die Heldin. Dort, wo der deutsche Teil der Eifel an die belgische Grenze stößt, dort sucht die ehemalige Journalistin Mörder. Mit Hilfe des belgischen Bereitschaftspolizisten Marcel Langer. Wie die beiden zusammenarbeiten ergibt eine sehr gute und lesenswerte Geschichten.

Tatort/e