Rezension

Noch während ich Kieler Kriminalitäten las orderte ich Kieler Bagaluten. Ich hatte einfach Lust auf den Schreibstil der Autorin, ihre scheinbar nimmer enden wollenden Gedanken-Ausflüge und den Mut, aus Alltagssituationen etwas Besonders zu machen.
Wissen Sie, was ich meine?
Gut.
Bei Kieler Bagaluten gibt es einen Co-Autor. Das ist Henning Schöttke. Den kannte ich noch nicht. Feststellen kann ich nur, dass sich (zum Glück) an der ganz speziellen Schreibweise „meiner“ Frau Leymann nicht geändert hat.
Darüber bin ich froh.
In meiner letzten Rezension zu Kieler Kriminalitäten wies ich ja bereits darauf hin, dass in den Leymannschen Krimis die Figur des klassischen Ermittlers fehlt. Wobei, „fehlt“ ist falsch, es gibt einfach keinen. 
Bei dieser Autorin steht eindeutig die kriminale Handlung im Vordergrund. Sie erzählt Geschichten über Mord und Totschlag und sucht sich für jede einen neuen Protagonisten aus. Dabei fällt mir gerade auf, dass es sich durchweg um Frauen handelt. 
Merkwürdig.
In diesem Fall, also in Kieler Bagaluten, ist es Frau Heerten. Ende fünfzig. Mehr als handfest und auch schon mal für ein Abenteuer zu haben. Der Leser wundert sich, was alles (noch) so möglich ist.
Ausgerechnet diese Frau Heerten findet (wie, ist jetzt mal egal) persönliche Hinweise zu einer bestimmten Person aus ihrer Nachbarschaft. 
Jetzt wird aus der unscheinbaren Frau Heerten ein kleiner Kommissar. Sie beginnt zu ermitteln. So würde man im Amtsdeutsch sagen. Was die Protagonistin Heerten macht, ist Fragen. Gnadenloses, intensives Fragen und Aushorchen aller Menschen, derer sie habhaft werden kann. Da verblasst jedwede Recherche professioneller Ermittler. 
Zu den Befragten gehört auch Horst. Horst ist nicht nur der Mann ihrer Freundin Brigitte, sondern auch noch Kommissar.
Armer Horst.
Er, der sonst verhört, wird jetzt von Frau Heerten verhört. Da sagt Horst Dinge, die er eigentlich gar nicht sagen wollte. 
Natürlich erzählt das Duo Leymann/Schöttke seinen Lesern auch eine Kriminalgeschichte. Nur ist diese Geschichte eng verwoben mit Frau Heerten und ein paar weiteren Akteuren. Das nimmt dem kriminalen Akt die Strenge, wenn ich das mal so sagen darf, und sorgt für hohen Unterhaltungswert.

 

 

Cornelia Leymann Henning Schöttke
Kieler Bagaluten

ISBN: 978-3-96041-688-3

Verlag: emons:

Erschienen: 20.08.2020

Seitenzahl: 278


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en


Kommissar/e

Tatort/e