Rezension
Diesen wunderlichen Tatort „Auf der Kehr“ musste ich mir unbedingt einmal ansehen. Also nahmen meine Frau und ich während unserer letzten Reise im Oktober 2014 Richtung Frankreich einen Umweg in Kauf und fuhren durch die Eifel nach Kehr.
Wir parkten, wie von der Autorin beschrieben, halb in Deutschland und halb in Belgien. Wir sahen vor uns Nordrhein Westfalen und hatten Rheinland Pfalz im Rücken. Wir konnten in alle Richtungen sehr sehr weit schauen und zählten die Häuser an einer Hand ab.
Es hat sich trotzdem gelohnt. Sowohl die Fahrt nach Kehr über Kronenburg, als auch von Kehr durch Belgien Richtung Frankreich.
In dieses schöne Bild der Landschaft passt eigentlich kein Mord. Auch nicht in diese Idylle, die sich Katja Klein mit viel Fleiß, einem unbeirrbaren Willen und der Hilfe guter Freunde geschaffen hat. Der Laden läuft, das heißt, das Restaurant ist einigermaßen etabliert. Ihre feine Küche hat sich gegen die etwas schlichtere Eifeler-Küche durchgesetzt. Seit zwei Jahren ist Auf der Kehr nichts mehr geschehen, was ihren Liebsten, den Polizeiinspektor Marcel Langer, auf den Plan rufen könnte.
Da entschließt sich die Besitzerin des auf der deutschen Seite gelegenen Restaurants, in ihrem Privathaus auf der belgischen Seite einen Kamin einzubauen.
Ein harmloses Vorhaben für die meisten, nicht jedoch für Katja Klein, denn der Kaminbauer findet beim Öffnen eines Hohlraumes Knochen. Menschliche Knochen, die vor langer Zeit dort eingemauert wurden.
Der Fundort befindet sich auf belgischem Gebiet, deshalb ist dies ein Fall für Marcel Langer, der nun gezwungen ist, in Katjas Haus zu ermitteln. Bei der Suche nach vermissten Personen werden die ermittelnden Dienststellen rasch fündig und sind sich einer Genanalyse auch ganz sicher, was die Person betrifft.
Es war ein Briefträger. Wer bringt einen Briefträger um und warum tut er das, bzw. hat er das getan?
Um diese Fragen zu beantworten, muss bzw. sollte sich der Leser ein wenig mit der Geschichte dieser kleinen Region beschäftigen und einen Blick auf die Lebensumstände Ender der fünfziger Jahre werfen.
Das benachbarte Losheim, ca. fünfzehn Minuten zu Fuß von Kehr entfernt, „gehörte vom 1. April 1949 bis zum 28. August 1958 zu Belgien, bis es auf der Basis des deutsch-belgischen Grenzvertrages von 1956 zu Deutschland zurückkehrte.“. So steht es bei WIKIPEDIA.
Die Bewohner merkten von ihrer belgischen Zugehörigkeit allerding wenig. Sie lebten im Niemandsland, bis sie sich 1958 entscheiden mussten, wo sie endgültig wohnen wollten: in Deutschland oder in Belgien. Die Autorin schreibt hierzu „Zu jener Zeit gab es einen regen Austausch von Ländereien.
Martina Kempff  beschreibt einen Ausschnitt weithin unbekannter deutsch-belgischer Geschichte und verknüpft sie gekonnt mit einer persönlichen Geschichte. Ihre Akteure sind sind schillernde Charaktere und gleichzeitig unglaublich greifbar.
Katjas Beziehung zu Marcel als Lovestory zu bezeichnen wäre stark übertrieben. Trotzdem kann ich mir den einen ohne den anderen nicht vorstellen.
Martina Kempff
Knochen im Kehricht


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Martina Kempff ist Schriftstellerin, Übersetzerin und freie Journalistin. Nach vielen Jahren in Griechenland und dann in Amsterdam verbrachte sie einige Jahre in der Eifel, bis es sie in das Bergische Land zog. Ihre Website heißt: www.martinakempff.de. Mit achtundvierzig Jahren schrieb sie ihren ersten Roman, einen historischen übrigens, und erst elf Jahre später, das war 2009, ihren ersten Eifelkrimi.

Kommissar/e

Katja Klein heißt die Heldin. Dort, wo der deutsche Teil der Eifel an die belgische Grenze stößt, dort sucht die ehemalige Journalistin Mörder. Mit Hilfe des belgischen Bereitschaftspolizisten Marcel Langer. Wie die beiden zusammenarbeiten ergibt eine sehr gute und lesenswerte Geschichten.

Tatort/e