Der Autor untertreibt, er untertreibt sogar sehr. Der Titel lässt bei Weitem keinen Rückschluss auf den Inhalt zu. Die „Küstenkinder“ waren sechzehn Jahre alt, als sie vor zehn Jahren entführt wurden. Einer der beiden Zwillinge, der Junge, konnte entkommen, seine Schwester kam ums Leben. Seit diesem schrecklichen Ereignis lässt Tom der Gedanke an Vergeltung nicht los – er kann seine Schwester nicht vergessen und macht sich den Vorwurf, tatenlos gewesen zu sein. Heute, zehn Jahre später, als Tom mit der Umsetzung seines Plans beginnt, wird der Leser wird zu seinem ständigen Begleiter in Gedanken und in Taten.
Tom riskiert viel. Wieviel, das erfährt er erst, als es kein Zurück mehr gibt. Denn von seinem Plan will und wird er nicht abrücken, auch als er merkt, dass er die Kontrolle zu verlieren droht. Er wird zum Einzelkämpfer mit einem einzigen Ziel.
Mitschuldig am Tod des sechzehnjährigen Mädchens fühlen sich auch die beiden damaligen Ermittler, Hauptkommissar Kalisch und Oberkommissar Lehmann von der Polizei in Flensburg. Die beiden findet der Leser gleichfalls in der Startaufstellung der Geschichte, die zehn Jahre nach der Entführung beginnt. Der Überfall auf eine Postbank in Pinneberg weist aus der Sicht der beiden Kommissare so verblüffende Ähnlichkeiten bzw. Parallelen zum Tathergang der Entführung auf, dass sie beginnen, alte Spuren aufzunehmen.
Bent Ohle beginnt, aufs Tempo zu drücken (das können Sie wortwörtlich nehmen) und zwingt den Leser mitzukommen. Das betrifft nicht nur den Handlungsablauf, sondern auch die Handlung. Nordfriesland wird zur Rennstrecke.
Rücksicht, Vorsicht? Nie gehört! Power heißt die Devise. Und das alles zwischen Husum und St. Peter-Ording.
Kalisch und Lehmann erleben langsam, wie sich der Kreis schließt und werden gezwungenermaßen zu Zuschauern. Das Handeln bestimmt von einem ganz bestimmten Punkt an ein Anderer.
An der Tüchtigkeit der beiden Hüter des Gesetzes will ich damit keinen Zweifel aufkommen lassen, aber der Wucht des Protagonisten Tom müssen sie sich ergeben.
Küstenkinder erschien im Oktober 2016 bei emons:.
Wer mehr über den Autor erfahren möchte, sollte seine Website www.bentohle.de besuchen.