Rezension
Das ist der vierte Band um die Ermittlerin Isabelle Bonnet. Zusammen mit ihrem Assistenten, Sous-Brigadier Apollinaire, bildet sie die kleine Außenstelle der Police nationale in Fragolin (ein fiktiver Ort im Hinterland der Cote d´Azur gelegen). Dieses Kommissariat war extra für Madame le Commissaire gegründet worden. Aufgrund ihrer Verdienste wurde ihr dieser Sonderstatus eingeräumt, mit sehr vielen Machtbefugnissen. Ihr oberster Chef ist Maurice Balancourt aus dem Innenministerium. Pierre Martin hat für seine Protagonisten sehr gekonnt und liebevoll eine Legende geschrieben, die mehr als nur wenige Zeilen Beschreibung verdient hat.
Isabelle ist keine Heldin. Isabell ist eine Französin durch und durch. Sie ist mutig, manchmal ein bisschen kühn, aber in Maßen. Madame le Commissaire arbeitet hoch professionell, liebt es zu flirten, ist gerne Frau und kann genießen. Schenken Sie aber bitte auch Apollinaire das ihm zustehende Maß an Beachtung und würdigen seinen Einfallsreichtum und seine Anmerkungen. Er hat es verdient.
Zu Beginn des Buches führt Pierre Martin seine Leser durch Fragolin und zeigt die liebenswerten Seiten des kleinen Ortes. Die Einweihung einer bescheidenen Galerie steht im Mittel des Interesses. Thierry Blès, der Bürgermeister und zugleich ein Verehrer von Isabell, eröffnet feierlich ein kleines Museum, in dessen Mittelpunkt meisterhafte Zeichnungen von Henri Matisse stehen.
Und mitten in dieser Stimmung allgemeinen Wohlbehagens und kaum zu steigernder Trägheit und zudem an ihrem ersten Urlaubstag, erreicht Isabelle ein Anruf. Es ist Maurice Balancourt, ihr oberster Dienstherr in Paris, ihr väterlicher Freund und Mentor.
Die beiden pflegen einen ganz speziellen Umgang miteinander, der das besondere Verhältnis zwischen ihnen beschreibt. Die gegenseitige Ansprache ist eigentlich ausschließlich Verliebten vorbehalten, der Ton äußerst vertraulich und beim ersten Zuhörend erschreckend irritierend. Doch nein, es ist alles in bester Ordnung. Hinter den Botschaften steckt eine gehörige Portion Ernsthaftigkeit, da gibt es nichts zu deuteln.
So auch jetzt, als Maurice sagt: „Ich hätte einen klitzekleinen Geheimauftrag für dich, damit dir am Strand nicht die Füße einschlafen.“
„Meinst du den Staatssekretär Roux, der beim Joggen einen tödlichen Herzanfall erlitten hat?“
Noch ein wenig charmantes Wortgeplänkel und Isabelle hat einen Auftrag, der an Verbindlichkeit und Dringlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt.
Ganz anders hingegen der Anruf von Rouven, einem reichen Industrieerben und Kunstsammler und zugleich Verehrer von Isabelle.
„Ich bin in Saint-Tropez. Wollen wir uns sehen?“
„Natürlich, gerne“, antwortete sie. „ Aber nicht in Saint-Tropez.“
Es ist ein Krimi und bleibt ein Krimi, liebe Leser. Aber lassen Sie sich mal einen Moment lang ablenken von Mord und Totschlag und folgen Isabelle und Rouven auf ihrem Weg durch das neu eröffnete Museum in Fragolin. Schließlich ist Rouven Mardrinac auch Kunstsammler und Mäzen. Da übt der Name Matisse schon eine gewisse Anziehungskraft aus.
Der stolze Bürgermeister von Fragolin kann es kaum glauben, dass er die Möglichkeit erhält, dem schwerreichen Industriellen Rouven Mardrinac den ganzen Stolz der Ausstellung zu zeigen: Ein bislang unbekanntes Bild von Matisse: La danseuse de Henri Matisse.
Zum Greifen nah scheint die Chance, dass Rouven sich wie schon so oft großzügig zeigt, das Bild erwirbt und dem kleinen Museum als Dauerleihgabe überlässt. Die Überprüfung auf Echtheit, es geht schließlich um viel Geld, scheint nur eine Formsache zu sein, da schockiert das Ergebnis der Untersuchung alle Beteiligten: Das ist kein Matisse! Es kommt sogar noch schlimmer: Unter dem „Matisse“ kommt eine Botschaft, ein Hilferuf, zum Vorschein.
Ein Wettlauf mit der Zeit.
Ein Mensch ist in Gefahr.
Der Sachverhalt ist ganz klar.
Schnell noch ein Intensivkurs in Sachen Kunst, Fälschung, Händler, Trödler, Sammler, Gutachter und Maler. Kunstmaler, die nur Kunst malen und Kunstmaler, die nur Kunst fälschen. Leser, beeil dich, lerne schnell, sonst verlierst du den Anschluss. Denn die Zeit rennt. Der Hilferuf auf dem „Matisse“ war laut und unmissverständlich.
Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild erschien in diesem Monat. Wir schreiben den 22. Mai 2017. 
Pierre Martin
Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Im Klappentext des Buches steht nur so viel: "Hinter dem Pseudonym Pierre Martin verbirgt sich ein Autor, der sich mit Romanen, die in Frankreich und in Italien spielen, einen Namen gemacht hat. Für seine Hauptfigur Madame le Commissaire hat er sich eine neue Identität zugelegt."

Kommissar/e

Isabelle Bonnet bildet mit ihrem Assistenten Apollinaire die kleine Außenstelle der Police nationale in Fragolin. Dieses Kommissariat war extra für sie gegründet worden. Diese Hinweise sollten genügen, liebe Leser, um die Sonderstellung von Madame le Commissaire zu veranschaulichen. Pierre Martin hat für seine Protagonisten sehr gekonnt und liebevoll eine Legende geschrieben, die mehr als nur wenige Zeilen Beschreibung verdient hat. Der Autor hat der Versuchung widerstanden, eine Heldin zu schaffen. Madame le Commissaire arbeitet hoch professionell, liebt es zu flirten, ist gerne Frau und kann genießen.

Tatort/e