Rezension
Das ist zwar die zweite Geschichte im Buch, die sollten Sie aber zuerst lesen, denn hier lernt der Leser Kommissar Maigret und sein berufliches Umfeld am besten kennen. Ist während der Handlung stets nur vom Quai des Orfèvres die Rede, so lautet die genaue Adresse: 36, quai des Orfèvres. Das mächtige Gebäude auf der Île de la Cité am linken Seineufer im 1. Arrondissement von Paris beherbergt unter anderem die regionale Direktion der Kriminalpolizei sowie das städtische Polizeipräsidium. Jetzt verrate ich Ihnen noch, wo das Ehepaar Maigret wohnt: nämlich im Boulevard Richard-Lenoir. Am Anfang von Maigret auf Reisen steht die durch Einnahme von Schlafmitteln wohl selbst verschuldete Vergiftung einer jungen Comtesse. Weder der Vergiftung noch der Comtesse wird besondere Beachtung geschenkt. Das ändert sich schlagartig, als eine „…bedeutende, eine weltweit bekannte Persönlichkeit… “, am nächsten Tag in der Badewanne ihrer Suite tot aufgefunden wird. Schließlich wohnt die Comtesse und wohnte die bekannte Persönlichkeit im selben Hotel, nämlich im George-v Paris, einem der schon damals führenden Hotels von Paris. Die Ermittlungen in einem solchen Haus erfordern äußerste Diskretion. Damit wird Maigret zuerst konfrontiert, ebenso mit verbalen Einschüchterungsversuchen. Dies alles nimmt der Kommissar zur Kenntnis – mehr nicht. Das ganze Drumherum, der sagenhafte Reichtum Dritter, ihre gesellschaftlichen Stellungen kann den Kommissar nicht beeindrucken. Auch ein im Zuge der Ermittlungen notwendiger Ausflug nach Monte Carlo führt zu keiner Persönlichkeitsveränderung des Kommissars. Er fragt und befragt und verfolgt eine Spur. Maigret zur Seite am Quai de Orfèvres stehen Lucas, der Älteste, Janvier und der „kleine Lapointe“. Ihr Erwähnung hält sich allerdings sehr in Grenzen. Es sind in diesem Fall wieder die vielen vertrauten Gespräche mit den sogenannten kleinen Leuten, die dem Kommissar den Weg zur Lösung zeigen. Entscheidend sind am Ende aber zwei Eigenschaften. Maigret kann pokern und er ist ein Fuchs. Simenon schrieb diese Geschichte 1957. Zu dieser Zeit passen die sehr genauen Schilderungen des gesellschaftlichen Lebens.
Georges Simenon
Maigret auf Reisen


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Ich fasse mich ganz kurz, denn es gibt im Netz eine Fülle lesenswerter Informationen zu diesem berühmten Autor. "Georg Joseph Christian Simenon war ein belgischer Schriftsteller. Bekannt wurde er vor allem als Autor von insgesamt 75 Kriminalromanen um die Figur des Kommissars Maigret."(Wikipedia)

Kommissar/e

Kriminalkommissar Maximilian Engel verbringt seine geplanten Urlaubswochen in der Gaal, eine Gemeinde in der Steiermark. Dort quartiert er sich ein, gibt sich als Kommissar zu erkennen, wird von den Bewohner akzeptiert und ermittelt harmlos fragend, wandernd, staunend und sinnierend. Stattdessen lange Gespräche mit einem Schäfer, das Beschäftigen mit einem unglaublich vermögenden Uhrmacher. Gedankliche Ausflüge in die Tagespolitik, droht eine Gefahr von rechts, wird ein Grüner unterdrückt? Engel nimmt sich kleine Auszeiten während der Ermittlungen. Er ist Genießer, aber nicht Prasser. Er ist leise, aber niemals einschmeichelnd. Eine "neue" Ermittlerfigur, die mich an wenig an Maigret erinnert.

Tatort/e