Rezension
Tja, was ist das nun: Mathilda oder Irgendwer stirbt immer. Ein Roman für Freunde und Kenner Nordfrieslands? Für Anhänger, Verehrer, Fans von Dora Heldt? Oder ist es doch ein Krimi?
Ich habe mich für Krimi entschieden. Denn trotz aller liebenswerter Menschen, Ereignisse und Schicksale muss ich der Autorin und Mathilda ein gewisses Maß an Raffinesse zugestehen. Wobei Dora Heldt die Vorgaben liefert und Mathilda...ja, was denn nun? Hat sie etwas getan oder zugelassen, oder nur gewünscht?
Sehen Sie, liebe Leserschaft, genau darin liegt der Grund für meinen anfänglichen Wankelmut. Denn Mathilda aus Dettebüll ist ein herzensguter Mensch, der Friede und Eintracht über alles liebt und von vielen Mitbewohnern als viel zu gut für diese Welt eingeschätzt wird. Sie, Mathilda, passt genau rein, in diese heile Welt, die Dettebüll heißt. Na ja, so ganz heil ist die Welt in Dettebüll nun auch wieder nicht. Es gibt da schon ein paar Ärgernisse in Gestalt von Nächsten, die man eigentlich lieben soll wie sich selbst. Aber irgendwann ist auch eine Grenze erreicht, eine Belastungsgrenze, die von Tag zu Tag unerträglicher wird. Da wünscht man schon mal, dass...und erschrickt vor seinen eigenen Gedanken. Zum Beispiel Mathilda, die sich aufopfernd um Andere kümmert und zunehmend vor ihren Gedanken erschrickt, die so gar nicht zu ihrer gelebten Friedfertigkeit passt.
Und dann geschieht etwas Schreckliches. Nüchtern betrachtet ist es schrecklich. Als Vorgang an sich. Jede andere Bewertung wäre nun wirklich unchristlich und gehört sich einfach nicht. Was allerdings die Dettebüller angeht, macht sich mehr oder weniger offen gezeigte Erleichterung breit. Ja, es gibt Zweifel, mancher möchte nachfragen (läßt es aber dann), Mathilda, die Nächststehende, sucht die Schuld bei sich, gibt aber schließlich weitergehende Gedanken auf. Wird von ihrem Mann Gunnar getröstet. Die "Sache" ist erledigt. Es kehrt Alltag ein.
Zumindest für eine Weile.
Verschiedene Ereignisse führen zu Verquickungen. Im Dorf bleibt nichts unentdeckt. Es wird geredet und mit dem Finger gezeigt. Bewohner und Leser spüren ein Grollen. Es tut sich was. Dora Heldt baut behutsam Spannung auf. Geschickt legt sie Fallen für ihre Leser, in der berechtigten Hoffnung, dass dieser oder jener hineintappt.
Es ist halt doch ein Krimi, trotz einer Wohlfühlstimmung, die einen Großstädter schon nachdenklich werden lässt.
Und zack, passiert wieder etwas.
Mathilda oder Irgendwer stirbt immer erschien im März 2020 bei dtv premium.
Dora Heldt
Mathilda oder Irgendwer stirbt immer


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

"Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, ist gelernte Buchh?ndlerin, seit 1992 als Verlagsvertreterin unterwegs und lebt heute in Hamburg. Mit ihren spritzig-unterhaltenden Romanen hat sie sämtliche Bestsellerlisten erobert, die Bücher werden regelmäßig verfilmt." Das schreibt ihr Verlag über sie. "Böse Leute" ist der erste Kriminalroman von Dora Heldt.

Kommissar/e


Tatort/e



Dora Heldt - Interview mit der Autorin.