Rezension

Ein solches Buch sollte man am Tatort lesen. Genau das habe ich gerade getan und sitze jetzt in meinem Zimmer in Garda und tippe in meinen Laptop. 
Das, was Thomas Kastura und seine zehn Autoren-Kollegen und Kolleginnen sich haben einfallen lassen, verdient uneingeschränktes Lob. Und zwar in doppelter Hinsicht. Es sind sämtlich feine Kriminalgeschichten, die sorgsam gelesen werden wollen. Also nix für den Liegestuhl – viel zu schade. Diesen Geschichten sollte man sich widmen. Da gibt es Untertöne, Zwischentöne, kleine Gemeinheiten und überraschende Lösungen. Keine lauten Showdowns, kein Lärm, keine Heldenposen, sondern …
Und das Ganze liebevoll zubereitet und sorgsam verpackt.
Ich habe keinen Lieblingsautor entdeckt. Es ist eine Gesamtleistung. Jeder und jede hat Lob verdient.
Wer meine Rezensionen kennt, weiß, wie wichtig mir die Beschreibung der Tatorte ist - die Würdigung des Regionalen. Die Verbindung der Geschichten mit 136 Sehenswürdigkeiten und Auffälligkeiten rund um den See ist allen Beteiligten gelungen. Bis auf zwei Orte sind mir die Örtlichkeiten bestens vertraut, zum Teil seit Jahrzehnten. Und dennoch habe ich dazugelernt. Da wird an keiner Stelle mit dem erhobenen Zeigefinger der Unwissende nochmals klein gemacht. Nein, hier werden ird in spielerischer Weise Wissen weitergegeben.
Und wer befürchtet, dass die Handlungen unter der Vielzahl touristischer Hinweise leiden könnten, den kann ich beruhigen. Es ist nicht so wie vielleicht vermutet.
Noch ein Wort zu „Kurzgeschichten“. Lange Zeit habe ich mich mit der Lektüre von Kurzgeschichten schwergetan. Inzwischen bringe ich ihnen meine Hochachtung entgegen. Den Leser einzustimmen, einen Spannungsbogen aufzubauen und am Ende eine nachvollziehbare Auflösung zu präsentieren und das auf wenigen Seiten – das verdient Anerkennung.
Mörderischer Gardasee erschien im März 2019 im Gmeiner-Verlag.
Um Krimilesern die Suche nach ihrem „Lieblingsautor“ zu erleichtern, ergänze ich die Rezension um eine Autorenliste und halte mich an die Reihenfolge im Buch:
Sabine Fink: Der Schnüffler und die verlorene Tochter
Angela Eßer: Die Zeugin
Günter Neuwirt: Gaslichter am See
Friederike Schmöe: Wer, porca puttana, ist Kappa?
Beatrix Mannel: Am Tisch mit Kafka
Tessa Korber: Casta Diva
Richard Birkefeld: Lady Chatterleys letzter Liebhaber
Uta-Maria Heim: Erfolgreich abgemeldet
Michael Kibler: Verflossenes Wasser
Manuela Obermeier: Eieiei
Thomas Kastura: Dolce Morte

Thomas Kastura
Mörderischer Gardasee


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Thomas Kastura, geboren 1966 in Bamberg, lebt ebendort mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern. Ein Diplom-Studium der Germanistik und Geschichte schloss er 1993 mit Auszeichnung ab. Danach arbeitete er als Universitätsdozent (Seminare zur Frühromantik, Gegenwartsliteratur und Literaturkritik) und Kulturjournalist (für die "Zeit", den Rheinischen Merkur, "mare" u. v. m.). Seit 1998 schreibt er Bücher, zunächst als Sachbuchautor (Flucht ins Eis , 2000) und Herausgeber (Unter dem Rohrstock , 2000; Dandys , 2001).

Kommissar/e


Tatort/e


"Mörderischer Gardasee", herausgegeben von Thomas Kastura - Rezension von Meine Kommissare




Thomas Kastura - Interview mit dem Autor