Rezension
Informationen über den Autor können Sie meinen vorangegangen Rezensionen über seine Nachkriegs-Krimis Der Trümmermörder und Der Fälscher entnehmen. Nicht nur spannende Geschichten hat er mit seiner Trilogie (der dritte Band heißt Der Schieber) geschrieben, sondern sich auch noch als überaus kenntnisreich in Bezug auf die Geschichte Hamburgs zur damaligen Zeit erwiesen.
2014 setzt er zu einem gewaltigen Sprung an und schreibt einen Provence-Krimi. Das hat mich irritiert. Deshalb habe ich dieses Buch auch erst ein Jahr nach dem Erscheinen gelesen.
Ich hätte es wissen müssen - mit der ihm eigenen Genauigkeit hat er einen hervorragenden Krimi geschrieben. Die Region beschreibt er auf den Meter genau, verzichtet auf allzu süße Schwärmereien über die Landschaft und stellt dem Leser jeden Akteur mit Sorgfalt vor. Natürlich verführt die Landschaft zu gedanklichen Höhenflügen, Cay Rademacher verzichtet und schafft stattdessen für den Leser eine sehr lebendige Kulisse.
Mein Anspruch auf eine wirklichkeitsgetreue Wiedergabe von Region und Charakteren wird in Mörderischer Mistral mehr als erfüllt.
Der Anfang ist nicht lustig. Wer das Buch lesen will muss leiden können und unerschütterlich an das Gute glauben. Denn Roger Blanc, Capitaine einer Spezialeinheit der Gendarmerie in Paris, Bewohner eines Appartements über den Dächern des sechzehnten Arrondissements und Ehegatte einer wundervollen Frau, wird von einem auf den anderen Tag in einen winzigen Ort im Süden Frankreichs versetzt – er war im Zuge von Ermittlungen einem Korruptionsskandal erster Güte auf die Schliche gekommen, den ein Politiker verwickelt war. Statt Lob gab es Tadel, statt Appartement der Einzug in eine verfallene Ölmühle, die er mal vor langer Zeit geerbt hat. Und als ob das nicht reichte, hat sich seine Frau auch noch von ihm verabschiedet, er war halt zu wenig zu Hause. Also, alles zurück auf null.
Weder der neue Vorgesetzte noch seine Kollegen schreien Hurra als er in der Gendarmeriestation von Gadet eintrifft.
Zum Glück für Blanc (nicht für den Toten) geschieht ein Mord und er kann, bzw. muss mit Marius und der jungen Fabienne ermitteln. Auf den ersten Blick nicht gerade ein Traumpaar, aber verlässlich. Und Freunde braucht Blanc jetzt wirklich.
Zur Freude des neuen Provinzgendarms und des Lesers greifen im Laufe der Handlung noch zwei Damen in das Geschehen ein. Gleich zwei Lichtblicke.
Die Geschichte um einen Mordfall passt vorn und hinten. Sie ist logisch aufgebaut, besitzt ein paar Nebenausgänge und verliert nie den Schwung. Sie gibt notwendige und auch wissenswerte Einblicke in das Leben in der Provence.
Der Gedanke auszuwandern nimmt mitunter bedrohliche Form an.
Mit der Figur des Capitaine Roger Blanc hat Cay Rademacher keinen Helden geschaffen und auch keinen, der mit seinem Schicksal allzu lange hadert. Aber einen Protagonisten, den man gern wiedertreffen möchte.
Ach ja, vor mir liegt Tödliche Camargue. Dieser Band erscheint wie der vorherige bei DUMONT. 
Cay Rademacher
Mörderischer Mistral


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Cay Rademacher, geboren 1965, studierte Anglo-Amerikanische Geschichte, Alte Geschichte und Philosophie in Köln und Washington. Seit 1999 ist er Redakteur bei GEO, wo er das Geschichtsmagazin GEO-Epoche mit aufbaute, bei dem er seit 2006 Geschäftsführender Redakteur ist. Zuletzt erschien von ihm "Drei Tage im September" und "Die letzte Fahrt der Athenia 1939". Cay Rademacher lebt mit seiner Familie in Hamburg.Auf seiner Website www.cayrademacher.de erfahren Sie mehr über den Autor.

Kommissar/e

Roger Blanc, Capitaine einer Spezialeinheit der Gendarmerie in Paris, Bewohner eines Appartements über den Dächern des sechzehnten Arrondissements und Ehegatte einer wundervollen Frau, wird von einem auf den anderen Tag in einen winzigen Ort im Süden Frankreichs versetzt – er war im Zuge von Ermittlungen einem Korruptionsskandal erster Güte auf die Schliche gekommen, in den ein Politiker verwickelt war. Statt Lob gab es Tadel, statt Appartement den Einzug in eine verfallene Ölmühle, die er mal vor langer Zeit geerbt hat. Mit der Figur des Roger Blanc hat Cay Rademacher keinen Helden geschaffen und auch keinen, der mit seinem Schicksal allzu lange hadert. Aber einen Protagonisten, den man gern wiedertreffen möchte.

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