Rezension
Ach, es beginnt so romantisch. Kriminaloberkommissarin Christine Cordes heißt nun Delvental, nach der Heirat mit ihrem Phillip. Die Flitterwochen wollen sie auf Wangerooge verbringen. Im November – es gibt wärmere Regionen, aber das ist dem Paar egal.
Nicht egal ist es hingegen dem frisch gebackenen Ehemann, dass sich seine Angetraute scheinbar mehr für einen Toten als für ihn, den höchst Lebendigen, interessiert. Auf einer Insel im Wattenmeer, wo Taschendiebstähle und Schlägereien bereits zu den außergewöhnlichen Vorkommnissen zählen, geschieht ein Mord. Deshalb ist Kriminalhauptkommissarin Oda Wagner, Christines langjährige und verlässliche Partnerin, dieses Mal auf sich allein gestellt.
Das sieht Christine ganz anders. Schließlich wollte es ein aus ihrer Sicht glücklicher Umstand, dass sowohl der Ermordete als auch seine drei Kollegen ausgerechnet in ihrem Hotel nächtigen bzw. nächtigten. Näher dran geht nicht. Christine wertet diesen Umstand als deutlichen Fingerzeig, strahlt innerlich und beginnt mit ihrer ganz privaten Recherche.
Die Stimmung zwischen dem frisch verheirateten Paar kühlt merklich ab und nähert sich der Außentemperatur (November).
Lieber Krimileser, ein Mord ist eine grausame Angelegenheit, da tun Einschübe fürs Herz auch mal gut. Und wer die Autorin kennt, weiß, dass sie weiß, wann Schluss mit lustig ist.
Nicht nur auf der Insel wird ermittelt, sondern auch auf dem Festland. Und auf dem Festland strengt sich Christines neuer Kollege, Kriminaloberkommissar Sven Lürssen, mächtig an, sich gegenüber seinen neuen Kollegen und den von ihm Befragten, richtig unbeliebt zu machen.
Mit Verlaub: ein Kotzbrocken, wie er im Buche steht.
Allmählich, aber nur ganz allmählich brechen verkrustete Strukturen auf, aber ein klares Bild ergibt sich noch lange nicht. Manches, was als Lösung logisch zu sein scheint, löst sich in Luft auf.
Wer kommt auch darauf, dass das nicht Vorstellbare sich als grausame Wahrheit herausstellt. Der Leser erfährt, was „Liebe“ alles vermag. Mord bei Nordwest erschien am 22. August bei emons:, wie die vorrangegangenen Krimis der Autorin auch. Der Begriff „Küsten-Krimi“, wie er auf dem Einband steht, ist nach meiner Einschätzung zu weit gefasst. Dieser Band ist mehr – viel mehr. Dicht und sehr intensiv geschrieben. Es fiel mir schwer, das Buch mal aus der Hand zu legen. 
Christiane Franke
Mord bei Nordwest


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Christiane Franke, Jahrgang 1963, lebt und schreibt in Wilhelmshaven.Sie ist Dozentin für Kreatives und Krimi-Schreiben im Bereich Erwachsenen- und Jugendbildung.Auf www.christianefranke.de, der Website der Autorin, erfahren Sie mehr.

Kommissar/e


Tatort/e



Christiane Franke - Interview mit der Autorin