Rezension
Kriminaloberkommissarin Christine Cordes schwebt schon im siebten Himmel. Die Hochzeitsvorbereitungen für die Feier im kleinen Kreis laufen. Glück, wohin man auch schaut. So könnte es weitergehen. Wenn da nicht der Anruf von der Polizeiwache in der Mozartstraße käme.
„Augenblicklich wechselte Christine vom Privatmodus in den dienstlichen.“
Zusammen mit Kriminalhauptkommissarin Oda Wagner gehört sie zur Kernbesatzung des K1 in der Polizeiinspektion Wilhelmshaven.
Wer die vorangegangenen Krimis mit den beiden höchst unterschiedlichen Ermittlerinnen kennt, darf sich auf ein Wiedersehen freuen. Die Autorin hat die beiden Damen „gepflegt“ und, wie soll ich sagen, „weiterentwickelt“. Die gestandenen Frauen haben ihre Eigenständigkeiten behalten, es kommt immer noch zu kleinen Reibereien, aber die professionelle Übereinstimmung in wichtigen Gesprächen und bei Verhören, ist selbstverständlich da.
Was zeichnet Mord zwischen Wind und Wellen aus?
Ein Wilhelmshavener Unternehmer wird tot aufgefunden. Nicht nur, dass er gleich von mehreren Schüssen getroffen wurde, sondern dass er post mortem auch noch heftig malträtiert wurde, das gibt Ermittlern und Angehörigen zu denken. Jemand muss ihn über alle Maßen gehasst haben.
Der Kreis der Verdächtigen wird größer, mehrere Personen hatten handfeste Gründe gehabt, dem Unternehmer alles Schlechte zu wünschen und auch anzutun. Oberflächlich betrachtet also ein ganz „normaler“ Mord mit allen Möglichkeiten.
Wenn da nicht diese zunehmende Spannung und vor allen Dingen Anspannung bei nahezu allen Akteuren wäre. Es geht um Schulden, um Verschulden, um Nöte und um Geldnöte (doch, da sind feine Unterschiede). Mehrere Personen befinden sich zeitgleich in unangenehmen Situationen. Schuld ist das Geld.
Viel Geld.
Sie haben Recht: Geld kann nicht schuld sein. Schuld sein bzw. Schuld haben kann nur ein Mensch. Und genau dieser Mensch ist tot, ermordet. Der kann nichts mehr sagen.
Wo liegt die Lösung und wie geht es mit den Betroffenen weiter? Der Druck auf alle Beteiligten nimmt ständig zu. Nein, nicht auf alle. Es scheint einen Gewinner zu geben – vielleicht ist ja auch eine Frau, wer weiß?
Hier liegt für mich das Besondere an diesem Krimi. Das Aufbauen und danach das Halten der Spannung durch Schuld und Schulden. Christiane Franke hat sich zudem mit den wirtschaftlichen Funktionsabläufen eines mittelständigen Unternehmens, einschließlich der Bereiche Insolvenz und Konkursverfahren, intensiv beschäftigt und kundig gemacht. Sie weist im Nachwort explizit darauf hin.
Der zehnte Fall um Oda Wagner und Christine Cordes erschien 2018 bei emons:, wie die vorangegangenen Küsten-Krimis auch. 
Christiane Franke
Mord zwischen Wind und Wellen


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Christiane Franke, Jahrgang 1963, lebt und schreibt in Wilhelmshaven.Sie ist Dozentin für Kreatives und Krimi-Schreiben im Bereich Erwachsenen- und Jugendbildung.Auf www.christianefranke.de, der Website der Autorin, erfahren Sie mehr.

Kommissar/e

Oda Wagner und Christine Cordes. Ostfriesland ist das Revier der beiden Kriminaloberkommissarinnen. Sie sind nicht gerade dicke Freundinnen, eher so eine Art Arbeitsgemeinschaft. Sie klären ihre Fälle mit viel Gefühl und das ist nun mal Frauensache.

Tatort/e



Christiane Franke - Interview mit der Autorin