Rezension
Ein Weihnachtsbasar entpuppte sich vor vierzehn Tagen als Fundgrube für Krimis. Hier fand ich auch Nachtpfade, den sechsten Band in der Gerhard Weinzirl-Reihe. Er erschien Ende 2011 bei Goldmann mit dem Hinweis „Von der Autorin überarbeitete Neuausgabe“. 
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich bin von diesem Buch begeistert. Jetzt bin ich ein Weinzirl-Fan. Ich kam allerdings zu einer ganz anderen Einschätzung des Inhalts als die mir zugänglichen Rezensionen. 
Die von Gerhard Weinzirl geführte Polizeiinspektion in Weilheim soll einen Mord an einer jungen Frau aufklären. Keinen besonders spektakulären, dafür aber einen rätselhaften. Rätsel löst man durch Fragen. Durch viele Fragen an viele Menschen. Vornehmlich an Menschen, die in Oberbayern leben. Untereinander leben diese Menschen in Eintracht und Geschlossenheit und sollte dies mal nicht der Fall sein, geht es keinen etwas an.
Weinzirl befindet sich als berufsmäßiger Befrager in keiner beneidenswerten Rolle, trotzdem nimmt er seine Aufgabe mit Herz und Hingabe wahr. Er kniet sich rein, gibt keine  Ruhe und denkt nur noch als Polizist - nebenbei, genau das ist sein Problem im Umgang mit Frauen. 
Liebe Frau Förg: Dieses Buch hätte eigentlich den Titel Weinzirl verdient. Denn aus meiner Sicht ist es vornehmlich eine detaillierte Beschreibung der Person Gerhard Weinzirl. Er scheut keine Auseinandersetzung mit gestandenen Mannsleuten oder „wichtigen“ Personen aus der Region, er brüskiert seine „Damen“ und leidet im stillen Kämmerlein. 
Wegen der Vielzahl kann man schon von einer Damen-Mannschaft sprechen. Die Autorin hat sie geschickt an einem Ort, nämlich Weilheim, zusammengezogen und dem armen Weinzirl gegenübergestellt. 
Da sind zunächst Jo, seine ehemalige Lebensgefährtin und Kassandra, seine jetzige Freundin. Kassandra liebt und bewundert er, aber eigentlich bewundert er sie mehr als er sie liebt. Diese Beziehung ist jedenfalls nicht so ganz einfach. Dann ist da noch Evi Straßgütl. Sie hat vor Jahren mit Weinzirl in Kempten, im Allgäu, zusammengearbeitet und außerdem war da mal was zwischen den beiden. Evi wird stets als sehr hübsch beschrieben und scheint gegenüber Weinzierl die Lizenz zum „Klartext-reden“ zu besitzen. 
Die regionalen Besonderheiten dieser Region, sprachliche Besonderheiten der Oberbayern und der Allgäuer werden deutlich beschrieben. Typische Eigenheiten und Unarten der Bewohner treten zu Tage. Glaubhaft und glaubwürdig. Dieses Metier beherrscht Nicola Förg und von ihrem Wissen macht sie auch reichlich Gebrauch. 
Nachtpfade ist ein wirklich guter Krimi, der Kennern der Region viel Freude bereiten dürfte. Es aber auch eine hervorragende Beschreibung von Menschen. Ich werde nicht umhin kommen, mich mit dem nächsten Weinzirl-Band zu beschäftigen. 
Nicola Förg
Nachtpfade


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Nicola Förg wuchs im Allgäu auf. Sie arbeitet als freie Reisejournalistin. Außerdem veröffentlicht sie als Schriftstellerin Regionalkrimis, die sie in eine Damen- und eine Herren-Reihe unterteilt. Sie lebt mit ihrem Mann sowie ihren Katzen, Kaninchen und Pferden auf einem vierhundert Jahre alten Bauernhof in Bad Bayersoien im Ammertal. Mehr über Nicola Förg bietet ihre Website www.ponyhof-prem.de.

Kommissar/e

Gerhard Weinzirl. Nach dem Namen des Kommissars ist die Weinzirl-Reihe der Autorin benannt. Dem Unrecht auf der Spur ist er zusammen mit seiner Kollegin Evi Straszgütl und dem Kollegen Bair. Die Sprache der drei ist klar und unmissverständlich.

Tatort/e



Nicola Förg - Interview mit der Autorin der Irmgard Mangold und Kathi Reindl-Reihe