Rezension

Keine Kugel, kein Messer, nicht der viel zitierte stumpfe Gegenstand, kein Gift und kein tiefes Wasser. Nein, es ist ein Armbrustpfeil, der den 41-jährigen Holger Ibsen niedergestreckt hat. Eine solche Mordwaffe gibt den Ermittlern zusätzliche Rätsel auf.
Das Rätselraten wird unterbrochen durch ein zweites Opfer. Wieder war eine Armbrust die tödliche Waffe. Der neuerliche Mord zwingt die Obrigkeit, das sind der Polizeipräsident, die Staatsanwaltschaft und der Kriminaldirektor, zum sofortigen Handeln. Aus der Mordkommission wird eine SoKo.
Von nun an kann man von drei Gruppen sprechen, die sich um die Aufklärung der spektakulären Morde kümmern. Die Ermittlergruppe um Hauptkommissar Marc Haarmann, das Duo Oberstaatsanwalt und Kriminaldirektor und die Presse.
Die Arbeitsteilung erfolgt nach bewährtem und bekannten Muster. Die Ermittler bekommen von ihren unmittelbaren Vorgesetzten gesagt, was zu tun ist und die Presse macht sich zum Sprachrohr für Recht und Gerechtigkeit. Also ideale Arbeitsbedingen für den Hauptkommissar und sein Team.
Wolfgang Voosen rückt in seinem Buch die Arbeit der Ermittler und der ihr zuarbeitenden Gruppen bzw. Techniker in den Mittelpunkt der Handlung. Der Autor hilft den Ermittlern in keiner Weise. Nirgendwo ist eine Spur zu finden. Es gibt keine Hinweise. Das Durchleuchten der Personen und ihres Vorlebens liefern nicht die geringsten Hinweise.
Kommissar Zufall?
Abwesend. Gibt es nicht. Nie gehört. Wer soll das sein?
Marc treibt seine Mannschaft mit Zuckerbrot und Peitsche an.
Es muss ermittelt werden auf Teufel komm raus.
Wolfgang Voosen versteht es hervorragend, die Stimmung und Missstimmung im Team deutlich zu machen. Gegenseitiges Trösten gehört ebenso dazu wie Ermuntern. Das Privatleben der Einzelnen wird auf harte Proben gestellt. Nur so viel: Nicht jeder kann mit der zusätzlichen Belastung umgehen.
Der Autor hat sich der undankbaren Aufgabe lückenloser Recherche unterworfen. Der Leser dankt es ihm. Wolfgang Voosen geht sogar so weit, dem Leser Aussichtslosigkeit bzw. Erfolgslosigkeit vorstellbar zu machen.
Wo liegt die Lösung?
In der Teamarbeit.
Dranbleiben, weitermachen, an den Erfolg glauben. Saubere Polizeiarbeit. Das ist das Geheimnis. Und das Ganze in einer spannenden Geschichte verpackt. Wolfgang Voosen ist mit der Gewichtung auf die Ermittler ein ziemliches Risiko eingegangen. Und er hat gewonnen. Glückwunsch.
Nicht die Zeit zu sterben erschien im Februar 2018 im Bergischen Verlag.

Wolfgang Voosen
Nicht die Zeit zu sterben


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Wolfgang Voosen, 1946 in Lüneburg geboren, studierte Jura und Volkswirtschaft in Bonn und Hamburg. Vor seinem Ruhestand bekleidete er bei der Barmenia-Versicherung in Wuppertal mehrere Führungspositionen, zuletzt als Leiter der Konzern-Rechtsabteilung und Geldwäschebeauftragter. Danach war er an mehreren Gymnasien als Dozent für Rechts- und Wirtschaftskunde tätig und leitete in Remscheid eine Schreibwerkstatt. Verheiratet seit 1972, Vater von zwei Kindern, widmete er sich seit 2005 erfolgreich der Bildhauerei mit Ausstellungen im In- und Ausland. 2009 veröffentlichte er seinen Debütroman Grenzenlos (inzwischen vergriffen), dem 2011 sein erster Bergischer Krimi Gabriel oder das Versprechen, 2013 Überleben bis zum Tod und 2015 Zampano folgten. Auch sein neuester Kriminalroman Nicht die Zeit zu sterben spielt im Bergischen.

Kommissar/e


Tatort/e


"Nicht die Zeit zu sterben" von Wolfgang Voosen - Gespräch mit dem Autor