Rezension

Very british, indeed. Marlies Ferber ist ein “englischer” Krimi gelungen. An dieser Stelle werde ich keine Vergleiche oder Ähnlichkeiten mit englischen Autoren, ob lebend oder tot anstellen. Denn die Autorin hat ihren eigenen Stil. 
Protagonist ist der siebzigjährige James Gerald, Ex-Agent des SIS und immer noch gut vernetzt mit ehemaligen Kollegen. 
James führt ein beneidenswertes Leben in seinem Haus in Hempstead, London. Er wohnt allein, ist immer noch Junggeselle und seine siebenundsechzigjährige Freundin Sheila Humphrey wohnt gleich nebenan. Sie besuchen sich täglich, verbringen viel Zeit miteinander, freuen sich aber auch über ihre kleinen Burgen. 
In dieser Wohlfühl-Stimmung wollen sie eigentlich auch die Vorweihnachtszeitzeit genießen. Doch es kommt anders. 
In Sheilas Haus nistet sich für unbestimmte Zeit ihr alter Jugendfreund Bruce Rigsby ein. Bruce stand lange unter Verdacht, seine Frau umgebracht zu haben. Trotz fehlenden Alibis musste er wieder auf freien Fuß gesetzt werden. 
Nicht nur ein Mann in Sheilas Haus, sondern auch noch ein Jugendfreund! James unternimmt alles, um Bruce in schlechtes Licht zu rücken, was Sheila mit Empörung quittiert.
Und dann wird Sheilas Freundin Rosalind während eines Friedhof-Besuchs brutal ermordet. Dem Verdacht jugendlicher Straftäter mag James bei näherer Betrachtung der Tatumstände nicht folgen. Vergeblich bietet er der Polizei seine Unterstützung an, mit Hinweis auf seine frühere Tätigkeit im Innenministerium. So konzentriert er sein Interesse auf den nächsten Verdächtigen: Bruce. Er durchleuchtet mit "Amtshilfe" dessen Vergangenheit. Die Wortgefechte zwischen James und Bruce sowie mehr oder weniger offene Anschuldigungen gegenüber dem neuen Nachbarn nehmen zu, da geschieht etwas, was James schlagartig die Augen öffnet. Ein weiterer Mordanschlag. Ist etwa Sheila in Gefahr? 
James beweist, dass geistige Beweglichkeit nicht zu unterschätzen ist. Er bedrängt seinen Freund David im Vauxhall Cross, im dem der SIS sitzt, ihm mit Auskünften und Recherchen zu helfen. 
Marlies Ferber schildert lebhaft und wirklichkeitsgetreu. Dazu zählt auch die detaillierte Beschreibung des Umfeldes. Straßen und Wege blieben von mir nicht ungeprüft. Das gesellschaftliche Umfeld beschreibt sie gleichfalls treffend. Ich bewundere ihren Mut, sich einen siebzigjährigen Ermittler auszuwählen - auch wenn er vormals dem SIS angehörte.
Der Klappentext des im September 2015 bei dtv erschienenen Buches gibt Aufschluss über die "Vorbildung" der Autorin. "Marlies Ferber, geboren 1966, ist Sinologin und bekennender Englandfan. Die Autorin und Übersetzerin lebt mit ihrer Familie in Hagen. James und Sheila hatten schon in Operation Eaglehurst, Agent an Bord und Mord in Hangzhou Gelegenheit, spannende Abenteuer zu bestehen und sich dabei britisch-humorvoll näherzukommen. Mehr über die Autorin: www.marlies.ferber.de".

Marlies Ferber
Null-Null-Siebzig - Truthahn, Mord und Christmas Pudding


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Marlies Ferber, geboren 1966, ist Sinologin und bekennender Englandfan. Die Autorin und Übersetzerin lebt mit ihrer Familie in Hagen. Mehr über die Autorin unter www.marlies.ferber.de.

Kommissar/e

Protagonist ist der siebzigjährige James Gerald, Ex-Agent des SIS und immer noch gut vernetzt mit ehemaligen Kollegen. James führt ein beneidenswertes Leben in seinem Haus in Hempstead, London. Er wohnt allein, ist immer noch Junggeselle und seine siebenundsechzigjährige Freundin Sheila Humphrey wohnt gleich nebenan.

Tatort/e