Rezension
Dies ist kein „Agatha Christie“ (zumindest keiner "so, wie sie ihn kennen"). Passagier nach Frankfurt ist ein Buch von Agatha Christie, aber eben kein …. Das ist ein Unterschied.
Die erste Auflage dieses Romans erschien in Deutschland erstmals im November 2017 bei Hoffmann und Campe. Vorher erschien er nur im Rahmen einer Agatha-Christie-Sammeledition, die nicht in den Buchhandel gelangt war. Das war 1970. Die Autorin schrieb dieses Buch somit im Alter von etwa 79 Jahren.
Der Verlag merkt noch an, dass diese Einzelausgabe in neuer Übersetzung erschien. Man kann diese überarbeitete Fassung ruhig als Verjüngungskur bezeichnen, denn die Sprache, vor allem die Dialoge, zeichnen sich aus durch eine erstaunliche „Frische“, wenn Sie verstehen, was ich meine. Sicher stammen die Texte aus der Feder der großartigen Autorin, aber die Sprache ist besonders für Freunde anspruchsvoller Literatur ein Hochgenuss von Anfang bis Ende.
Besondere Aufmerksamkeit sollte der Leser den Dialogen schenken. Egal, wer sie führt und wo sie geführt werden, stets sind sie ein großes Vergnügen.
Worum geht es?
Wer kommt um?
Und warum?
Liebe Krimileser und liebe Verehrer von Agatha Christie. Vergessen Sie bitte für einen Moment, nur für dieses Buch, alle erlernten und erlebten Muster eines Kriminalromans. Ja. Es ist ein Krimi. Aber anders.
Wenn ich Ihnen in den folgenden Zeilen den Protagonisten vorstelle, so hat das seinen guten Grund. Denn mit der Bechreibung wird schon ziemlich viel gesagt. „Sir Stafford Nye kleidete sich gerne ziemlich exzentrisch. Als Spross aus bestem Haue frönte er absolut sorglos jeder Textilmarotte. Und wenn das einige seiner eher konventionell gekleideten Kollegen bisweilen zusammenzucken ließ, war dies für ihn lediglich ein Quell boshafter Freude. Sir Stafford Nye war in diplomatischen Kreisen eine Enttäuschung gewesen. Für gewöhnlich befiel ihn gerade im entscheidenden Moment ein eigentümlich diabolischer Humor. Sir Stafford Nye wurde auf das Abstellgleis verbannt, wiewohl man ihn von Zeit zu Zeit mit Aufträgen betraute, die zwar kunstvolle Intrigen erforderten, aber nicht allzu wichtig oder für die Öffentlichkeit wahrnehmbar waren. Journalisten nannten ihn manchmal die unbekannte Größe der Diplomatie.“
Und dieser Mann stolpert, torkelt, taumelt als Passagier nach Frankfurt in eine aberwitzige Situation hinein, die bei seinen Vorgesetzten zunächst Stirnrunzeln hervorruft und sie dann zu einem Vorhaben zwingen, bei dem Sir Stafford Nye diesmal eine wichtige Rolle spielen bzw. Aufgabe übernehmen soll.
Es gibt noch eine weitere Protagonistin. Dieser Rolle wird die attraktive Dame mit den vielen Namen durchaus gerecht. Sie steht in der Handlung Sir Stafford Nye manchmal nah, manchmal sehr nah aber nie zu nah. Alles klar?
Es hilft nichts.
Sie müssen das Buch lesen!
Es geht um Diplomatie, Unruhen, drohende Gefahren und notwendige Aufklärung, um Schlimmes zu verhindern.
Ach ja, wenn Sie wieder einmal behaupten wollen, Sie würden sich mit den Büchern der Agatha Christie auskennen, dann müssen Sie vorher Passagier nach Frankfurt gelesen haben. 
Agatha Christie
Passagier nach Frankfurt


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Der Verlag Hoffmann und Campe schreibt zur Autorin: Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.

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Tatort/e



Agatha Christie