Die Handlung spielt im Landkreis Miesbach. Landschaftstypisch sind neben den obligaten Bergen auch viele Seen, dazu gehört der Tegernsee. Diese beschauliche Region und das südlich angrenzende Mangfallgebirge hat sich Andreas Föhr als Tatort ausgesucht. Und damit es auch schön schaurig zugeht, beschert er dem Leser quer durch das Buch eine Schlechtwetterfront, die es in sich hat.
Den Hang zur Dramatik verdankt der 1958 geborene Jurist wohl einem speziellen Schreib-Gen, das ihm seit 1991 zum Erfolg seiner Fernseh-Drehbücher verhilft, mit dem Schwerpunkt Krimi, versteht sich.
Vorher war der Autor bei der Rundfunkaufsicht und als Anwalt tätig.
Auf der Umschlagseite von Schafkopf steht nur „Kriminalroman“. Doch dank der vortrefflichen Orts- und Wegenetzbeschreibung kann sich der aufmerksame Leser eine Wanderkarte sparen. Der Autor kennt sich hier aus, schließlich ist er in Haar bei München zu Hause.
Der Autor verlangt von seinem Leser einiges. Er arbeitet mit drei Zeitebenen und das erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Dazu gibt es bei der Kripo Miesbach neben dem ermittelnden Kommissar Wallner noch den Polizeiobermeister Kreuthner, der den großen Kollegen bei der Arbeit unterstützen soll, das auch tut, manchmal aber auch nur seinem Dickschädel folgt und das mit besonderen Folgen.
Der Tathergang ist ungewöhnlich aber durchaus vorstellbar. Ebenso die Mischung aus Kriminellen und Kleinkriminellen. Verübtes Unrecht lässt in diesem Buch den Leser spontan Partei für das Opfer ergreifen und auf Rache sinnen. Andreas Föhr versteht es, den Leser mit dem Opfer leiden zu lassen. Die Suche nach dem Täter wird über weite Strecken von Erfolg- und Mutlosigkeit begleitet. Erschwerend hinzu kommen beim Studium der Buchseiten Fahrten durch düstere Täler voller Nebel- und Dunstschwaden.
Doch, es gibt auch Lichtblicke.
Den ersten nach erfolgreicher Besteigung des Schildensteins. Da erleben die Verfolger nach quälendem Aufstieg durch dichten Nebel einen strahlend blauen Himmel als Belohnung für ihre Tortur. Den zweiten Lichtblick erlebt der Protagonist Clemens Wallner, das ist der Kommissar, in Form persönlicher Zuwendung. Es tritt nämlich ein, was sein Großvater nicht mehr für möglich hält: Clemens lernt eine Frau kennen und lieben.
Meine Empfehlung richtet sich generell an Freunde der Berge. Wer die Örtlichkeiten kennt, hat noch mehr Freude. Und dann gibt es auf 447 Seiten spannende Unterhaltung und gute Dialoge. Außerdem treffliche Beschreibungen von scheinbar unausweichlichen Schicksalen. Da möchte der Leser gern mehr als einmal zum Samariter werden.
Schafkopf erschien 2010 und ist der zweite von insgesamt fünf Regionalkrimis, bei denen stets Kommissar Wallner und Polizeiobermeister Leonhard Kreuthner die Ermittlungen führen. Die Bücher erscheinen sämtlich im Verlag Droemer Knaur.