Rezension
Wir haben uns entschieden, an den Gardasee zu fahren. Trotz Corona-Pandemie und gut gemeinter Warnungen. Nach einer Woche wissen wir, dass die Entscheidung richtig war. Wir wohnen abseits des Tourismus, haben wenig Kontakte mit Dritten und halten uns überwiegend draußen auf. 
Diese Einleitung ist für die Chronik. Denn irgendwann einmal wird (hoffentlich) wieder Ruhe einkehren und sich das öffentliche und private Leben normalisieren. Nur soviel noch: Die Italiener verhalten sich äußerst diszipliniert. Diskussionen, ob man dies darf oder nicht darf, haben wir noch nicht vernommen. Die (berechtigten) Sorgen sitzen tief. Wir können viel lernen. Das, was wir sehen und erleben, gäbe reichlich Stoff für Verhaltensstudien und nachahmenswerte Verhaltensmuster. 
Und während ich meinen mitgebrachten Lesestoff sortiere und an meinem Klapprechner endlich Daten nachtragen will, kommt aus dem Hause edition tingeltangel von meinem Freund und Verleger Thomas Endl die Anfrage, ob ich nicht Lust und Zeit hätte, den vierten Fall aus der Buchreihe Fontanaro und Breitwieser zu rezensieren. Schnee vom Gardasee erschien gerade im Oktober 2020, die Tatortregion reicht von Lazise bis nach Traunstein.
Ich wohne praktisch am Tatort.
Welch eine Gelegenheit.
Die Technik machts möglich. Stunden später habe ich das Buch auf meinem Rechner. 
Der Leser feiert Wiedersehen mit Commissario Antonio Fontanaro aus Verona und Georg Breitwieser (im italienischen Sprachgebrauch auch Giorgio oder Collega Breitwieser genannt) aus Traunstein. In den Reihen der Helfer und Mitarbeiter der beiden Polizisten tauchen nur bekannte Namen auf. Auch die Ermittlungsrichterin Dr. Dorothea Schaller fehlt nicht - im Gegenteil, ihr widmet die Autorin dieses Mal mehr Aufmerksamkeit, was bei Georg Breitwieser zu leichten Irritationen führt. 
Ach ja, wird Breitwieser auch in diesem Fall aus ermittlungstechnischen Gründen nach Verona fahren müssen? Stets sehr zum Missfallen seines Vorgesetzten?
Sag ich nicht.
Marta Donato weicht in Schnee vom Gardasee vom üblichen Muster des Wer wars? ab. Sie macht es für ihre Leser spannend und zeigt, dass sie mit den typischen Verhaltensmustern italienischer Familien, zumindest was die Kreise der Boscos betrifft, vertraut ist. Das ist eine beinharte Familiensage - hier ist niemand nett. Hier geht es nur ums Geschäft und da herrschen andere Gepflogenheiten. Rücksicht ist ein Fremdwort. Das bekommen alle Beteiligten zu spüren.
Unruhe entsteht auch in der Questura in Verona. An die Störmanöver des Staatsanwalts Dottor Vincenzo Mauro hat man sich allmählich gewöhnt, aber ein neues Gesicht gibt mehr als Rätsel auf. Wem können Fontanaro und seine Mannschaft noch trauen?
Marta Donato konzentriert sich in diesem Buch mit unglaublicher Intensität auf das unmittelbare Geschehen. Das sorgt für zusätzliches Tempo und nicht nachlassende Spannung. Vielleicht ist ihr das Thema so wichtig. Wer weiß? Vielleicht machen Sie die gleiche Feststellung, liebe Leser.
Marta Donato
Schnee vom Gardasee


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Marta Donato schreibt über sich selbst: "Geboren und aufgewachsen bin ich in München. Hier habe ich Germanistik und Kunstgeschichte studiert. Seit vielen Jahren arbeite ich in der bayerischen Metropole für ein Medienunternehmen. Das Schreiben ist seit meiner Gymnasialzeit mein einziges wirkliches Hobby. Meine Hauptschauplätze für die Krimireihe befinden sich in Urlaubsregionen, wo es Spaß macht, sich zu erholen und das Leben zu genießen. Das Veneto und der Chiemgau werden von meiner Familie und mir in sehr regelmäßigen Abständen bereist und es ist uns noch nie langweilig geworden."

Kommissar/e

Commissario Antonio Fontanaro liebt seine Frau Marissa über alles. Die Signora hat allerdings einen anderen Eindruck, weil ihr Mann sich mehr mit Ermittlungen als mit ihr beschäftigt. Dabei ist er nur gewissenhaft. Fontanaro zur Seite stehen Vice Commissario Fausto Castillio, einer der erfahrensten Köpfe im Mordkommissariat von Verona, und der sehr viel jüngere Ispettore Enrico Brandino. Auf dessen Hilfe kann der Commissario nur schwerlich verzichten, schließlich entstammt Enrico einer alten Veroneser Familie und kann seinem Vorgesetzten mit so manchen Informationen dienen, die auf dem normalen Dienstweg niemals zu beschaffen wären.

Tatort/e