Rezension
Nur gute Zutaten für seinen ersten Krimi hat sich der Autor ausgesucht: Das flächenmäßig zweitgrößte Bundesland Österreichs mit der Hauptstadt Graz, eine nicht nur liebevolle sondern auch detaillierte Beschreibung seiner Heimat, eine Mordwaffe, die bislang nur im Wilden Westen von Bedeutung war, ein Ermittlerteam mit scharf gezeichneten Wesenszügen, etwas Liebe und eine Sprache, die es sich erlauben kann, ab und zu den Handlungsstrang zu verlassen. Und zwar ohne dass der Leser den Faden verliert. 
Dieses Buch erschien gerade, wir befinden uns im August 2015, bei emons:. „Wolfgang Pesec wurde in Graz geboren. Zwei Jahre später betrat der erste Mensch den Mond. Nach seinem Gymnasialabschluss studierte er in seiner Heimat Wirtschaftsingenieurwesen/Bauwesen. Danach arbeitete er als Universitätsassistent, ehe er bei einem Unternehmen in den weltweiten Vertrieb wechselte“. So steht es im Klappentext. Eine Website habe ich nicht gefunden. 
Der Herr Dr. Dröster will eigentlich Schwammerl suchen, mehr nicht. Dabei kommt er ums Leben, auf sehr ungewöhnliche Art und Weise. Das wirft Fragen auf: Warum gerade er und warum gerade so?
Auf der untersten Stufe der Ermittler steht der Revierinspektor Sepp Reininger. Er ist zufällig der diensthabende Beamte im Polizeiposten in Voitsberg, als Frau Dröster erstmals ihren Mann als von ihr vermisst meldet.
Dass Frau Dröster nicht grundlos beunruhigt ist, stellt sich einige Seiten später heraus. Herr Dr. Dröster wurde mit einem Pfeil ermordet. 
Jetzt, wo Tatsachen geschaffen wurden, wird auch der Kreis der Ermittler größer. Die sitzen im Landespolizeikommando in Wetzelsdorf und heißen Major Spazierer und Oberst Draxler (der Oberst steht natürlich über einem Major) und der Major ist nichts anderes als ein Kommissar. Das Miteinander in einem österreichischen Polizeiapparat und die Berufsbezeichnungen sowie typische Gepflogenheiten wirken auf deutsche Krimileser zunächst befremdlich, bringen aber zusätzlich Farbe in die Sprache (was bei Wolfgang Pesec eigentlich überflüssig ist). 
Warum der eine Revierinspektor, der andere Major und der dritte Oberst ist, wird im Handlungsablauf anschaulich beschrieben. Der Autor liefert in Dialogen hierfür schöne Beispiele. 
Wird jemand im Rentenalter ermordet, bei dem es sich um einen ehemaligen Politiker in einer Verwaltungsposition handelt, dann gibt es erfahrungsgemäß „Druck von oben“. So ein Fall muss im Interesse der Öffentlichkeit und der noch lebenden stadtbekannten Größen schleunigst aufgeklärt werden. 
Dieser Druck lastet in Schwammerlsaison auf den Schultern von Major Spazierer und Oberst Draxler. 
Der Major ist zugleich Hauptermittler und somit Protagonist des Buches. Der Spazierer (so wird er überwiegend genannt) spielt leidenschaftlich gern (nicht gut) Fußball und läuft gern Ski. Zum Mittagessen fährt er zu seinen Eltern. Sein Liebesleben fasst der Autor in einem Satz zusammen: „Er war bei Trennungen zwar nicht immer nur das Opfer, aber weit weniger oft der Täter“. Er lebt also nicht in einer ständigen Zweiergemeinschaft. 
Unbeeindruckt von den Sorgen und Nöten ihrer Vorgesetzten erledigen inzwischen der Revierinspektor und seine Kollegin Hilde Ranner ihre Arbeit. Und das machen sie nicht schlecht. Der Leser tut gut daran, Ihnen gebührende Aufmerksam zu schenken.
Schwammerlsaison ist ein rundum gelungener Regionalkrimi, der im Juli 2015 bei emons: erschien. Der Leser spürt Zeile für Zeile die Begeisterung des Autors für Land und Sprache. 
Für Freunde der Steiermark muss dieses Buch ein Geschenk sein.  
Wolfgang Pesec
Schwammerlsaison


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Wolfgang Pesec wurde in Graz geboren. Zwei Jahre später betrat der erste Mensch den Mond. Nach seinem Gymnasialabschluss studierte er in seiner Heimat Wirtschaftsingenieurwesen/Bauwesen. Danach arbeitete er als Universitätsassistent, ehe er bei einem Unternehmen in den weltweiten Vertrieb wechselte. Eine Website habe ich nicht gefunden.

Kommissar/e

Der Major ist zugleich Hauptermittler und somit Protagonist des Buches. Der Spazierer (so wird er überwiegend genannt) spielt leidenschaftlich gern (nicht gut) Fußball und läuft gern Ski. Zum Mittagessen fährt er zu seinen Eltern. Sein Liebesleben fasst der Autor in einem Satz zusammen: „Er war bei Trennungen zwar nicht immer nur das Opfer, aber weit weniger oft der Täter“. Er lebt also nicht in einer ständigen Zweiergemeinschaft.

Tatort/e