Rezension
Wie paßt das zusammen? Ein Förster, der Krimis schreibt? Das passt sogar sehr gut, denn Christian Oehlschläger besitzt eine eine Spürnase. Die braucht man, wenn es um das Schaffen von Spannung auf engem Raum geht. Wenn der Raum, also das Aktionsfeld, nicht größer wird und die Spannung bis zur letzten Seite anhalten soll - so, wie in diesem Fall "Schwanenhals". Eine überschaubare Anzahl von Personen auf engem Raum agieren zu lassen, das kennen wir vom Theater und natürlich von Agatha Christie (ihr vollständiger Name war übrigens: Dame Agatha Mary Clarissa Christie, Lady Mallowan, DBE). Ein Mord auf engem Raum, jeder kennt jeden, es kann also nur jemand von außen gewesen sein.
An dieser Stelle verabschieden wir uns von Agatha Christie und bewundern den Einfall des Autors. Denn es gelingt Kriminalhauptkommissar Robert Mendelski und seiner jungen Kollegin Maike Schnur gerade noch den Tatort, eine Jagdhütte in der Lüneburger Heide, zu erreichen. Dann ist Schluss. Es gibt kein zurück mehr. Heftige und andauernde Schneefälle machen aus der gemütlichen Jagdhütte eine Falle. Jeglicher Komfort verliert schlagartig seinen Reiz, keiner der Jäger denkt mehr an den eigentlichen Anlaß ihres Treffens, nämlich die Jagd, sie sind gefangen, alle. Ach ja, vergessen Sie jegliche Möglichkeit der Kommunikation nach draußen. Einfach mal jemanden anrufen, Hilfe holen und so. Keine Chance. Nicht bei der Wetterlage.
Der Kommisar und seine junge Kollegin hingegen sehen das ganze Szenario etwas abgeklärter - Robert Mendelski ist Pragmatiker, kein Held, nicht dass Sie ihn da falsch einschätzen. Die beiden Polizisten beginnen mit der Befragung und hoffen auf Wetterbesserung.
Dann passieren zwei Dinge: Das Wetter wird noch schlechter und es geschieht ein weiterer Mord. Alle klammern sich an den Gedanken, dass der Täter, auf welche Weise auch immer, von außen eingedrungen ist. Denn die Alternative wäre noch furchtbarer: Der Mörder wäre einer von ihnen.
Christian Oehlschläger bringt sein Wissen und seine Erfahrung als Jäger und Förster ein. Er versorgt den Leser, dort wo es sinnvoll ist, mit Fakten. Selbst die Jagdhütte in winterlicher Umgebung läßt ihn nicht eine Zeile lang gedanklich abschweifen. Von wegen Romantik und so. Das ist ein Krimi, da kann das Kaminfeuer knistern wie es will, die Stimmung ist hin.
Liebe Leser, erwarten Sie nicht Kommissar Zufall, oder den großen Knall. Vertrauen Sie weiter auf das Geschick des Autors.
Mit dem "Schwanenhals" erzielte Christian Oehlschläger bei der von Wild & Hund initiierten Leserwahl zum "Jagdbuch des Jahres 2005" den dritten Platz. Der Roman spielt auf dem ehemaligen Truppenübungsgelände der britischen Army, nördlich von Celle. Diese Informationen entnahm ich der Website des Autors ch-oehlschläger.de.
Mir liegt die 2013 bei emons: erschienene Ausgabe vor. 
Christian Oehlschläger
Schwanenhals


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

"Christian Oehlschläger, 1954 in Hannover geboren, ist Förster bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Er war mehrere Jahre als forstlicher Berater in Mittel- und Südamerika tätig, bevor er die Leitung der Bezirksförsterei Burgwedel übernahm. Seit 1984 schreibt und veröffentlicht er Fachartikel, Kurzgeschichten und Kriminalromane." So steht es im KLappentext. Ich empfehle Ihnen auch den Besuch seiner Website:ch-oehlschlaeger.de.

Kommissar/e


Tatort/e