Rezension
Grübeln Sie nicht lange über den Titel Schwarzbubenland, lieber Leser. Versuchen Sie nicht krampfhaft, einen aktuellen Bezug herzustellen. Es wird beim Raten und Vermuten bleiben. Vertrauen Sie lieber dem Namen des Autors: Christof Gasser. Mit diesem Namen haben Sie einen Garanten für einen soliden Krimi, in diesem Fall sogar mit Anspruch auf einen Thriller, und ganz starker Betonung auf die Beschreibung der Region.
Schwarzbubenland war für mich eine neue Erfahrung. Bislang hatte ich die drei Solothurn-Krimis (Solothurn trägt schwarz, Solothurn streut Asche und Solothurn spielt mit dem Feuer) gelesen und sollte mich nun von dem inzwischen mir vertrauten und liebgewonnenen  Ermittlerteam und der kleinen Barockstadt verabschieden. Aber als Schreiber von Rezensionen muss ich die Vielfalt wahren und die  Neugier auf einen „anderen Gasser“ gab den Ausschlag. Außerdem gehört das Schwarzbubenland zum Kanton Solothurn. Es zeigt aber auch, wie stark eine Bindung an gut erzählte Geschichten gehen kann.
Im Mittelpunkt steht dieses Mal kein Polizist, sondern die Journalistin Cora Johannis. Der Autor hat sie mit einer umfangreichen Vita ausgestattet, die sie einerseits menschlicher erscheinen lässt, ihr aber vor allem das Rüstzeug verleiht, das sie zur Erledigung der ihr gestellten Aufgabe dringend benötigt. Die nüchterne Aufzählung der Rollen, die Christof Gasser Cora Johannis „aufbürdet“ mag beim bloßen Lesen Staunen hervorrufen. Die geschiedene Cora ist geforderte Mutter, Liebhaberin und unnachgiebige Ermittlerin bei der Verfolgung der ihr gestellten Aufgabe. Sie soll sich im Auftrag eines Alt-Regierungsrates auf die Suche seiner vor vielen Jahren verschollenen Frau begeben.
Ermittler und Staatsanwaltschaft haben die Akten längst geschlossen. In diesem „Fall“ gibt es nichts mehr zu ermitteln. Schluss. Basta. Anfragen von Dritten, die nach so langer Zeit ihre Nase in diese Angelegenheit stecken wollen, werden harsch und unmissverständlich abgewiesen.
Doch Cora wäre nicht Cora, wenn sie vor solchen bürokratischen Hürden zurückschrecken würde. Mehr zu schaffen machen ihr hingegen die Reaktionen einiger Bewohner des kleinen Dorfes im Schwarzbubenland. Die Bandbreite reicht von schroffer Zurückweisung bis zu feindseliger Ablehnung und Drohungen.
Warum?
Die örtliche Polizei und die Staatsanwaltschaft geben die Zurückhaltung ihr gegenüber auf, als eine junge Frau zu Tode kommt und in einer Höhle die Leichen eines vermissten Paares entdeckt werden.
Direkte Unterstützung erhält die Journalistin in Gestalt des Benno von Freyenfels – er ist Retter und Ritter zugleich. Er erinnert Cora spontan an einen liebenswerten Landadeligen. Herr von Freyenfels ist übrigens nicht verheiratet und bietet der fragewütigen Journalistin seinen Arm und seine Unterstützung an. Denn wenn jemand Land und Leute kennt, dann ist dies von Freyenfels.
Cora schätzt sich glücklich, was die Nähe zu von Freyenfels betrifft.
Derweilen beginnt der Autor unaufhaltsam mit dem Zählen des Countdown.
Schwarzbubenland erschien im Oktober 2017 bei emons:, wie die drei Solothurn-Krimis von Christof Gasser auch. Geschickt hat der Autor Verküpfungen zu seinen Solothurn-Krimis vorgenommen. Mit der ihm eigenen Leichtigkeit in der Sprache.
Lieber Leser, geht Ihnen die Bezeichnung Schwarzbubenland nicht aus dem Kopf? Dann schlagen Sie bei Wikipedia nach. Dort gibt es unter Geschichte einen Hinweis, der damit anfängt, dass der Ursprung des Namens nicht ganz geklärt ist. Es folgen einige Vermutungen.
Christof Gasser
Schwarzbubenland


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

"Christof Gasser, geboren 1960 in Zuchwil bei Solothurn, war lange in führender Funktion in der Uhrenindustrie tätig und leitete zwölf Jahre einen Produktionsbetrieb in Südostasien. Seit 2016 arbeitet er als freischaffender Autor und Kolumnist. Seine Romane belegen regelmäßig Spitzenplätze auf der Schweizer Bestsellerliste." So beschreibt der emons: Verlag den Autor.

Kommissar/e


Tatort/e



Christof Gasser - Interview mit dem Autor der Solothurn-Krimis