Rezension
Elbchaussee und Wewelsfleth. Passt das zusammen? Das passt, wenn man Heike Denzau heißt. Sehr kühn, sehr mutig und sehr gelungen hat die Autorin einen Bogen gespannt zwischen dem verträumten Wewelfsfleth (kenne ich) und den Hamburger Elbvororten (kenne ich noch besser). Das beherrschende Thema heißt Leukämie. Die Autorin hat Problematik und Lösung in einer Geschichte, natürlich in einen Kriminalfall, verpackt. Bereits das verdient Anerkennung. Haben Sie bitte keine Berührungsängste, lieber Leser. Nehmen Sie das Buch in die Hand und lassen sich führen. Denn es ist und bleibt in erster Linie ein Krimi!
Heike Denzau macht von ihrem Recht zu schreiben, was und wie es ihr gefällt, reichlich Gebrauch. Wenn ich ihren ersten Band um Lyn Harms Die Tote am Deich noch einmal zur Hand nehme und auch in Marschfeuer und Tod in Wacken blättere, erkenne ich eine bemerkenswerte Entwicklung. Die Autorin geht bis an die Grenze des Vorstellbaren. Aber erstens macht Übertreibung anschaulich und zweitens schreibt sie für eine gute Sache.
Zwei Schauplätze scheinen miteinander zu konkurrieren. Hamburg und Wewelsfleth. Hier die süße Idylle einer heilen Familie, die ein Heim an der Elbchaussee ihr Eigen nennt. Und auch in dem kleinen Ort an der Stör, unweit der Elbe, könnte alles so friedlich und harmlos sein. Und dann ist eines Tages Schluss mit der Harmonie. Auslöser ist das Erkennen einer furchtbaren Krankheit. Kurz und schmerzvoll. Auch das ist eine Form von Brutalität.
Mit einer schier aussichtslosen Situation binnen Minuten konfrontiert zu werden, sofort eine Lösung finden müssen, damit das Unvorstellbare nicht wahr wird und mit all dem ganz allein fertig werden müssen, vor dieser Aufgabe steht eine wunschlos glückliche Ehefrau und Mutter. Nicht vorstellen kann sich zeitgleich in Itzehoe eine Mutter, was mit ihr während der vorangegangenen Tage geschehen war. Denn die Erinnerung ist nur bruchstückhaft.
An Lyn Harms, der Oberkommissarin aus Itzehoe, liegt es nun, eine Verbindung herzustellen. Und zwar schnell, ganz schnell. Dabei ist Gwendolyn, wie sie richtig heißt, ist selbst ein wenig angeschlagen. Bei der Ausübung ihres Berufes zeigt sie nach Einschätzung ihres Vorgesetzten manchmal zuviel Mut; der wiederum ihr bei der Gestaltung ihres Privatlebens nicht schaden könnte - meint ihr langjähriger Freund. 
Egal.
239, 237 und 254. Das sind die Seitenzahlen der ersten drei Bände um die Protagonistin Lyn Harms. Mit 378 Seiten ist Schwarze Elbe somit deutlich „dicker“. Ich behaupte, dass keine Seite fehlen darf. Das Buch erschien im März 2015, und, wie die anderen auch, bei emons:. Wer sollte es lesen? Alle Fans von Heike Denzau, Wewelfsfleth und Lyn Harms.
Heike Denzau
Schwarze Elbe


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Heike Denzau wurde 1963 in Itzehoe geboren und wohnt heute mit Ehemann und zwei Töchtern in Wewelsfleth. Der Verlag hält sich sehr zurück mit Informationen zur Autorin, die 2011 ihren ersten Krimi veröffentlicht hat. Ergiebiger ist da schon die Website www.heike-denzau.de.

Kommissar/e

Gwendolyn Harms, kurz Lyn genannt, verfolgt die Ganoven in Schleswig-Holstein, genauer gesagt zwischen Itzehoe und Wewelsfleth. Die Figur der Oberkommissarin ist der Autorin Heike Denzau sehr glaubhaft gelungen. Sie ist allein erziehende Mutter und auch mit vierzig Jahren eine attraktive Erscheinung. Lyn ist mutiger, als ihrem Vorgesetzen lieb ist und in ihrem Privatleben nicht ganz so mutig, wie es ihr Freund gern sähe.

Tatort/e



"Nordseenebel" von Heike Denzau



Heike Denzau - Interview mit der Autorin in ihrem Heimatort Wewelfsfleth