Rezension
Schwarzwasser ist der siebte Kriminalroman um die beiden Protagonisten Wallner und Kreuthner, die jeder für sich eine eigene Betrachtung verdient haben.
Im Rang höher steht zweifellos Clemens Wallner, Leiter der Kripo Miesbach. Ist er farblos, nur weil er von sich so wenig Aufhebens macht? Nein, das wäre eine glatte Fehleinschätzung. Wallner ist ein Kriminalist durch und durch. Ein Denker und Kombinierer. Das wissen auch seine beiden Mitarbeiter, die Ermittlerin Tina und der Ermittler Mike. Sie wissen genau, wann schweigen und zuhören angesagt ist. Auch Wallners Privatleben gestaltet sich außerordentlich bescheiden. Kein weibliches Wesen an seiner Seite. Wenn er heimkommt, wird er nur von Manfred begrüßt. Manfred ist sein Großvater, nicht sein Vater. Wallners Vater, Ralf, ist vor vierzig Jahren verschwunden. Besser gesagt: Er hat sich aus dem Staub gemacht. Seit dem fehlt von ihm jedes Lebenszeichen.
Der uniformierte Polizeiobermeister Leonhardt Kreuthner ist hingegen eine ausgesprochene Frohnatur. Er lebt (und arbeitet) anscheinend nach eigenen Regeln und Gesetzen. Inmitten der illustren Gäste des Wirtshauses Mangfallmühle, von denen viele bislang ausgesprochen schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben, fühlt er sich sehr wohl. Ein besonderes Vergnügen bereitet es Kreuthner, wenn er seinem jüngeren Kollegen Greiner eins auswischen kann. Dieser nur an die eigene Karriere denkende Polizist ist ihm so recht zuwider.
Das sind die Akteure, die sich im Wesentlichen um die Aufklärung des Mordes an dem sechzigjährigen Klaus Wartberg kümmern. Eigentlich ein klarer Fall. Denn Kreuthner findet nicht nur den Toten, sondern daneben auch noch die neunzehnjährige Lara Evers. Im Wilden Westen würde man sagen „mit dem rauchenden Colt in der Hand“. Es ist zwar eine Pistole, aber die erfüllt schließlich den gleichen Zweck.
Von jetzt an wird es rätselhaft. Was hat Kreuthner zu nachtschlafender Zeit am Bett des Toten (und zudem in dessen Haus) zu suchen. Und was hat Lara mit dem Toten zu tun, geschweige denn mit der Pistole.
Kreuthner kümmert sich auf seine Weise um Lara. Er ist von ihrer Unschuld überzeugt, und will das Wallner beweisen. Damit macht er Wallner mehr als nachdenklich.
Ach ja, Wartberg ist übrigens gar nicht Wartberg. Nichts von dem, was die Polizei zu seiner Person findet, stimmt.
Andreas Föhr versteht es blendend, eine Geschichte in unterschiedlichen Zeitebenen zu schildern. In Schwarzwasser liegen zwanzig Jahre zwischen zwei Ereignissen und hunderte von Kilometern zwischen den Orten der entscheidenden Geschehnisse.
Lassen Sie sich nicht zu sehr vom Oberbayerischen Lokalkolorit und dem Stimmungsbild vereinnahmen, lieber Leser. Denn Schwarzwasser ist schließlich ein Krimi und der Autor versteht sein Handwerk mehr als gut. Andreas Föhr ist gelernter Jurist und außerdem Verfasser einiger erfolgreicher Drehbücher für das Fernsehen, mit Schwerpunkt im Bereich Krimi.
Schwarzwasser erschien im Juni 2017 im Knaur Verlag, wie bereits die vorangegangenen Bände um die Protagonisten Wallner und Kreuthner auch.
Andreas Föhr
Schwarzwasser


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Andreas Föhr, Jahrgang 1958, gelernter Jurist, verfasst seit 1991 erfolgreich Drehbücher für das Fernsehen mit Schwerpunkt im Bereich Krimi.

Kommissar/e

Clemens Wallner und Leonhard Kreuthner, ein Kommissar und ein Polizeiobermeister, bilden ein Ermittler-Duo im Oberbayerischen Voralpenland. Im Landkreis Miesbach. Kreuthners Dickschädel gibt mehrfach Anlass zum Stirnrunzeln und gestaltet die Arbeit nicht gerade einfacher.

Tatort/e