Rezension
Ein sehr mutiges Buch hat Michael Kibler mit Seelenraub geschrieben. Der Titel lässt bereits erahnen, dass es neben „Mord und Totschlag“ ein beherrschendes Thema gibt. Neben Spannung bietet der Autor auch genügend Stoff zum Nachdenken. Bewundernswert ist dabei die Tatsache, dass Michael Kibler es scheinbar spielend schafft, den Leser „zu halten“. Auf 376 Seiten bewegt er sich auf einem Minenfeld – ein unbedachter Schritt und der Autor wäre zum Racheengel geworden; im harmlosesten Fall aber unglaubwürdig.
Was das mit einem Krimi zu tun hat?
Viel –jede Menge. Das verspreche ich Ihnen, lieber Leser. Sie werden von Beginn an reingezogen in die Stimmung aus Ahnung, Vermutung und Verdacht. Sie ballen die Faust und sind machtlos. Denn Sie müssen warten bis zum Ende der Geschichte und dem Ermittlerteam vertrauen.
Seelenraub ist der aktuelle Krimi aus der Margot-Hesgart-&-Steffen-Horndeich-Serie. Einen Wechsel in der Besetzung hat der Autor vorgenommen. Eigentlich trennt man sich als Leser (oder Tatort-Zuschauer) nicht gern von liebgewordenen Figuren, in diesem Fall kann ich dem Autor aber keinen Vorwurf machen, wenn aus Margot Hesgart Leah Gabriely wird. Hauptkommissarin Leah Gabriely ist von der Mordkommission Wiesbaden. Sie ermittelt zusammen mit Kriminalhauptkommissar Steffen Horndeich vom Polizeipräsidium Südhessen in Darmstadt, Abteilung K10 und Richard Feller von der Kripo Darmstadt. Diese drei müssen sich gesucht und gefunden haben. Die Teambildung hat einen Grund: Zwei Leichen, zwei Fundorte (Darmstadt und Wiesbaden) und nur eine Waffe.
Neben der klassischen Ermittlerarbeit bietet Michael Kibler mit Richard Feller einen IT-Freak mit viel Erfahrung, viel Ruhe und viel Freude bei der Arbeit am Rechner. Während die Kollegen draußen jede Menge Kilometer fahren, schlechte Botschaften übermitteln und immer wieder dieselben Fragen stellen, surft Richard Feller in den Weiten des Netzes und knackt Codes mit guter Absicht, dass man am liebsten daneben sitzen und zuschauen möchte.
Über den Ermittlungen steht ganz groß: Warum?
Was waren die Gründe für die Morde?
Wo ist die Verbindung?
Da helfen nur Fragen. Aber diese Fragen sind hier anders. Sie verletzen und machen sprachlos. Fragen, die das Unvorstellbare vorstellbar machen.
Der Leser wird in die Lage versetzt, kleine und kleinste Ermittlungsschritte mit zu verfolgen. Mühselige Kleinarbeit. Aus einer Idee wird eine Vermutung. Aus der Vermutung ein Verdacht. Und der Verdacht wird zur verheißungsvollen Spur.
Endlich!
Und dann ist da noch die Geschichte mit Anton und Wanja.
Seelenraub erschien im Dezember 2016 im Piper Verlag. Empfehlen kann ich Ihnen auch den Besuch der Website des Autors: www.michaelkibler.com
Michael Kibler
Seelenraub


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Der Autor wurde 1963 in Heilbronn geboren und ist Darmstädter aus Leidenschaft. Er studierte an der Johann Wolfgang Goethe Universität in der nördlich gelegenen Mainmetropole Frankfurt, im Hauptfach Germanistik mit den Nebenfächern Filmwissenschaft und Psychologie. Nach dem Magister 1991 promovierte er 1998, unterstützt durch ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes, Bonn. So steht es auf seiner Website www.michaelkibler.com.

Kommissar/e

Kriminalhauptkommissar Steffen Horndeich und Hauptkommissarin Margot Hesgart vom Polizeipräsidium Südhessen in Darmstadt, sind über viele Bände die Protagonisten der nach ihnen benannten Krimireihe. Sie sind ein eingespieltes Team ohne Allüren. Sie ist allein erziehend, er ist allein lebend.

Tatort/e