Ein Weihnachtskrimi aus der Feder des Cay Rademacher. Da sind die Erwartungen hoch und die treue Leserschaft ist gespannt, wie er dieser Anforderung gerecht wird. Wer den Autor schon ein wenig länger kennt und die Bandbreite seines Schaffens mitverfolgt hat, ist gelassen. Diese Leser beschäftigt jetzt nur noch die Frage, welcher Rote am besten zu einem Provence-Krimi (während der kalten Jahreszeit) am besten passt.
Bleiben wir ein wenig beim vorweihnachtlichen Stimmungsbild. Die Zutaten hat Cay Rademacher sorgsam zusammengestelt. Da ist zunächst dieser kleine Ort Miramas-le-Vieux im Süden der Provence. Dann das Ehepaar Nicola und Andreas Kantor (sagen wir mal mittleren Alters), das sich in das alte Ferienhaus eines Freundes über die Feiertage zurückziehen darf. Zwischen den beiden ist bereits ein wenig Spannung vorhanden, ich beschreibe sie mal als Anspannung. Das Lokalcolorit bietet eine breite Palette an Gemütlichkeit, Geschichte (über die man ungern spricht), einen Polizisten (mit einer eigenen Geschichte) und Einwohner, deren Befindlichkeiten sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen schlagartig ändern.
Dazu enge Gassen, dunkle Winkel und jede Menge Schnee.
Die Wahrscheinlichkeit, in einem alten Haus, das in einem alten Ort steht, etwas Ungewöhnliches zu entdecken, ist nicht gering. So ist es wenig verwunderlich, dass Andreas, von Neugierde getrieben, etwas auf dem Hof des gemieteten Ferienhauses findet. Dieser Fund ist so ungeheuerlich, dass übliche Reaktionen, wie z.B. die Polizei benachrichtigen usw. ausbleiben.
Es kommt noch schlimmer. Kein Mensch glaubt Andreas. Auch nicht seine Frau.
Ganz allmählich kommt Licht ins Dunkel der kriminalen Weihnachtsgeschichte. Und an die Jahreszeit und ihre Besonderheiten erinnert der Autor seine Leser auch von Zeit zu Zeit. Das beschauliche Miramas-le-Vieux erweist sich für einige als unheilvoller Ort. Und eine Frau wird sich (endlich) ihrer verborgenen Fähigkeiten bewußt und setzt sie mit Nachdruck ein.
Stille Nacht in der Provence erschien im September 2020 im DuMont Buchverlag.