Der erfahrene Krimileser kennt verschiedene Tötungsarten. Mit einer Schusswaffe (unterschiedliche Waffengattungen stehen zur Auswahl), mit einem Messer, mit Gift (vornehmlich durch Frauenhand, ganz viel Wasser oder mit Hilfe eines Stricks. Seltener kommt der Stoß aus großer Höhe vor.
Jobst Schlennstedt zeigt seiner Leserschaft eine neue Variante: Eine Tüte.
Eine perfide „Waffe“, jedenfalls wenn sie so verwendet wird, wie der Täter es in Sturm über der Ostsee tut.
Diese Tötungsart bedeutet dem Täter sehr viel. Das erfährt der Leser nach und nach in dieser überaus spannenden Geschichte. 
Das Tatort-Umfeld ist natürlich die Lübecker Bucht. Für den Badegast im Sommer eine wunderbare Sache, für den Täter hingegen…
Wer macht so etwas?
Was steckt dahinter?
Denn dass die spezielle Vorgehensweise mit dem Motiv des Täters zusammenhängt, wird allmählich auch den Ermittlern klar.
Ebenso viel Sorgfalt wie auf die Mordgeschichte legt der Autor Wert auf das Ermittlerteam. Es setzt sich zusammen aus Menschen unterschiedlicher Lebensweisen, mit kleinen Schwächen und großen Sehnsüchten. Nur die Arbeit sollte sie vereinen.
Ich kann mir diese Einschränkung nicht verkneifen, denn im Laufe der Ermittlungen stößt Birger Andresen wieder zum Team. Und wer den Einzelgänger aus Leidenschaft kennt, ahnt, was Kommissar Morten Sandt erwartet. Nach einem Jahr Auszeit „brennt“ Birger förmlich.
Aber auch für das Casting der übrigen Team-Mitglieder verdient Jobst Schlennstedt Lob. Man sieht die Figuren förmlich vor sich.
Mord und Totschlag werden überwiegend aufgeklärt durch intensives Befragen, Auswerten von Spuren und durch Zufall.
Doch wie verhält man sich, wenn alle schweigen?
Durch Zuhören.
Sturm über der Ostsee erschien am 19. Oktober 2023 bei emons:.