Rezension
Es geht gleich richtig turbulent los für Toni Sanftleben, Hauptkommissar in der Potsdamer Mordkommission und Leiter eines Ermittlerteams. Ein Mann wurde auf einem Binnenfrachtschiff getötet.
Das ist Routine. Das ist sein Alltag.
Was den beinhart agierenden Kommissar erschüttern kann, sind Verletzungen am Herzen. Dort, wo Liebe, Hass und Wut zuhause sind. Wo man getroffen werden kann, ohne dass es jemand sieht, sondern nur spürt. Sofie, seine über alles geliebte Sofie, die kann ihn verletzen. Dabei weiß sie gar nicht, dass sie gerade, genau in diesem Augenblick, Toni verletzt. Sechzehn lange Jahre hat er gehofft, gebangt und gewartet und scheint jetzt endlich am Ziel angekommen zu sein. Der Leser ahnt, dass Toni noch einmal Geduld aufbringen muss – unendliche Geduld. Toni lässt Sofie Zeit, er richtet sein Leben danach aus und dann geschieht das für ihn Ungeheuerliche. Vor seinen Augen.
Lieber Leser, verlassen wir gemeinsam die Stätte der Schmach und des Leids. Denn dies ist ein Krimi. Ich wollte Ihnen nur mal zeigen, dass der Autor ein weites Feld beherrscht. Er ist ein hartnäckiger Ermittler, der sich auf sein Team Gesa Müsebeck und Nguyen Duc Phong verlassen kann. Verlassen kann sich Toni auch darauf, dass ihm sein unmittelbarer Vorgesetzter, Kriminalrat Schmitz, weiterhin bei jeder passenden Gelegenheit Knüppel zwischen die Beine werfen wird.
Damit kann Toni Sanftleben umgehen.
Es ist diese Ruhe und Unbeirrbarkeit, diese Überzeugung das Richtige zu tun, das seinen Gegnern Respekt und Furcht einflößt. Sandro drückt es seinem Kumpel gegenüber mit treffenden Worten aus: „Nein, du kennst ihn nicht. Er ist wie eine Maschine, die man nicht stoppen kann. An diesen Kerl bin ich nicht rangekommen. An ihm ist alles abgeprallt. Bis zum Schluss hatte ich keine Ahnung, was in ihm vor sich ging.“
Tim Pieper bietet seinen Lesern eine spannende Handlung (Unterhaltung wäre zu schwach), handfeste Einblicke in das Berufsschiffermilieu, eine gehörige Portion Gefühl mit hohem Überraschungspotenzial und einen Showdown vom Feinsten.
Tiefe Havel erschien am 15. März 2018 bei emons:, wie die vorangegangenen beiden Havel-Bände auch. 
Wenn Sie mehr über den Autor erfahren möchten, empfehle ich den Besuch seiner Website timpieper.net.
Tim Pieper
Tiefe Havel


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Toni richtet sein Leben danach aus, seine vor Jahren verschwundene Frau Sofie zu finden. Er bewirbt sich bei der Brandenburger Polizei, nimmt das Studium an der Fachhochschule in Basdorf auf und bewirbst sich erfolgreich bei der Fahndungskoordinierungsstelle in Eberswalde. Es folgt eine Ausbildung zum Fallanalytiker. Eine freie Stelle bei der Potsdamer Kriminalpolizei versetzt ihn endlich in die Lage, alle Suchmöglichkeiten auszuschöpfen. Toni ist zum Profi geworden und ordnet sein Privatleben der Suche bedingungslos unter.

Kommissar/e


Tatort/e