Rezension
Der Titel klingt zumindest nicht bedrohlich. Die weißen Segel auf dem Titel, dazu die blaue See und dann noch Rumregatta. H. Dieter Neumann versteht es, den Leser einzufangen. Der passionierte Segler weiß, wie er das schafft: Er beschreibt die Flensburger Förde als Kenner. Er schwärmt nicht – er schreibt. Und er nutzt diese Region gnadenlos als Hintergrund für seine Krimis.
In diese Landschaft setzt er Figuren, die genau hierher passen. Egal ob es sich um die Kriminalkommissarin Helene Christ, die Protagonistin seiner Bücher, ihren ewig mürrischen Kollegen Edgar Schimmel oder um Helenes Lebensgefährten Simon Simonsen handelt. Gute Typen, jeder hat hier seine eindeutige Bestimmung.
Das Leben könnte so schön sein, gäbe es da nicht Mord und Totschlag. Aber warum sollte es in Flensburg friedlicher zugehen als anderswo.
Und diese „anderswo“ hat H. Dieter Neumann zum Thema seines Buches Tod auf der Rumregatta, das im März 2016 erschien, auserkoren. Denn das, worum es im Kern dieses Buches geht, ist leider wahr – und grausam. Doch der Autor ist freundlich zu seinen Lesern und führt ihn langsam, mit stetig steigender Spannung, ans Ziel.
Atempausen gönnt er dem Lesenden, in dem er der Zweisamkeit von Helene und Simon Aufmerksamkeit widmet oder das Verhaltensmuster des „Grauen“, wie der kurz vor der Pensionierung stehende Kollege Edgar genannt wird, studiert.
Es gibt auch kurze Ansätze von Segelromantik, doch der Autor bringt den Leser immer wieder rechtzeitig auf die Spur der Handlung. Und hätte ich von Anfang an den Text ein wenig aufmerksamer verfolgt, dann wäre es ein leichtes gewesen, Helene bei ihrer Ermittlung behilflich zu sein.
Ein junger Afrikaner wird am Hafen ermordet aufgefunden. Noch dazu mit einem eindeutigen Hinweis auf Rassismus. Das ist nicht nur ein gefundenes Fressen für die Presse.
Nicht nur dieser Mord sorgt für mächtigen Wirbel während der Rumregatta (die 37. Rumregatta fand übrigens Anfang Mai in Flensburg statt) sondern auch der Hinweis des LKA, dass einer der größeren Segler nur zur Tarnung eines Drogenschmuggels bei der Regatta mitsegelt.
Da hat doch das eine mit dem anderen nichts zu tun, oder?
Die manchmal recht ruppigen Dialoge zwischen Helene und Edgar haben doch etwas Gutes. Sie bringen die beiden auf eine Spur. Hier wird korrigiert, dort kommt eine bislang verschwiegene Information hinzu, doch das gemeinsame Ziel ist klar.
Auf der Zielgeraden der Handlung zeigt sich H. Dieter Neumann als Stratege. Da wird dem Leser ein Szenario geboten, das alle Beteiligte noch lange in Erinnerung behalten werden.
Tod auf der Rumregatta ist der dritte Kriminalroman um die Protagonistin Helene Christ (und natürlich ihren Kollegen Edgar). Zuerst erschienen Die Tote von Kalkgrund und Mord an der Förde. Mein Tipp: Bitte alle lesen und zwar schön der Reihe nach. Alle Bücher erscheinen im GRAFIT Verlag. 
H. Dieter Neumann
Tod auf der Rumregatta


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

H. Dieter Neumann, Jahrgang 1949, war Offizier in der Luftwaffe der Bundeswehr und in verschiedenen internationalen Dienststellen der NATO. Anschließend arbeitete der diplomierte Finanzökonom als Vertriebsleiter und Geschäftsführer in der Versicherungswirtschaft, bevor er sich ganz aufs Schreiben verlegte. Der passionierte Segler ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und lebt in Flensburg.

Kommissar/e

H. Dieter Neumann stellt in seinem ersten Band die junge Kriminalkommissarin Helene Christ, stets nur Helene genannt, vor. Noch muss sie sich gegenüber dem kurz vor der Pensionierung stehenden Kollegen Edgar Schimmel behaupten. Mit Lächeln, Charme und eiserner Disziplin gelingt es ihr. Sie versteht ihn und kennt genügend Mittel und Wege für einen freundschaftlich kollegialen Umgang. Im zweiten Band tritt Helene deutlich selbstbewußter auf. Das passt zu ihr. Sie ist eine glaubwürdige Ermittlerin, die sich der Leser gut als Protagonistin für weitere Fälle vorstellen kann. Ja, und im dritten Band erlebt der Leser Helene in Hochform.

H. Dieter Neumann stellt in seinem ersten Band die junge Kriminalkommissarin Helene Christ, stets nur Helene genannt, vor. Noch muss sie sich gegenüber dem kurz vor der Pensionierung stehenden Kollegen Edgar Schimmel behaupten. Mit Lächeln, Charme und eiserner Disziplin gelingt es ihr. Sie versteht ihn und kennt genügend Mittel und Wege für einen freundschaftlich kollegialen Umgang. Im zweiten Band tritt Helene deutlich selbstbewußter auf. Das passt zu ihr. Sie ist eine glaubwürdige Ermittlerin, die sich der Leser gut als Protagonistin für weitere Fälle vorstellen kann. Ja, und im dritten Band erlebt der Leser Helene in Hochform.

Tatort/e



"Dunkles Wasser" von H. Dieter Neumann



"Feuer in den Dünen" von H. Dieter Neumann



H. Dieter Neumann - Interview mit dem Autor