Rezension
Ein Krimi, bei dem es um Apfelwein (oder Äppelwoi, wie die Frankfurter sagen), geht. Das ist mein Thema. Etwa seit meinem achtzehnten Lebensjahr komme ich regelmäßig nach Frankfurt, genauer Sachsenhausen, um in einem der alten Lokale die regionale Küche zu genießen. Innen haben sich die Schänken kaum geändert. Ich glaube auch, das eine oder andere Gesicht „von früher“ wieder zu erkennen. Leider stoße ich mit meiner Begeisterung für Sachsenhausen und speziell für den Äppelwoi, einschließlich der dazugehörenden Gerichte, in Hamburg auf wenig oder kaum Verständnis. Schade, schade, denn auch dieses enge Zusammenhocken auf langen Bänken schon kurz nach Feierabend mit (zunächst) fremden Gesichtern, das Teilen eines Bembels mit dem Nachbarn und das gemeinsame Wissen über die regionale Besonderheit ist für mich auch ein Stück deutscher Kultur. Ich möchte es nicht missen.
Hauptkommissar Christian Bär wird zu einem seltsamen Tatort gerufen. Es ist der riesige Tank einer Frankfurter Apfelweinkelterei. In diesem Tank schwimmt ein Toter. Besser gesagt, er liegt, treibt oder schwebt im Apfelwein. Denn schwimmen kann er ja nicht mehr. Egal, darum geht es ja nicht. Es geht um die Klärung der Frage, warum der Tote sich dort befindet. Denn in einen solchen Tank fällt man nicht einfach, da muss man schon mühsam durch eine schmale Öffnung hineinsteigen.
Christian Bär würde sich gern in Ruhe Gedanken zu einem möglichen Tathergang machen und seine Schlüsse aus dem Gesagten des kleinen Kreises der Mitarbeiter ziehen. Doch er erlebt permanentes Störfeuer durch eine weitere Person, die auch aus beruflichen Gründen an der Aufklärung dieses Verbrechens interessiert ist. Bei dieser Person handelt es sich um eine üppige junge Frau mit rotbraunen Haaren. Sie heißt Roberta Hennig und ist freie Journalisten bei der Neuen Presse.
Ach ja, das Leben könnte so schön sein. Da begegnen sich der Single-Mann Christian Bär und die Single-Frau Roberta Hennig und jeder denkt nur an seinen Beruf. Also, nicht nur, aber die (beruflichen) Interessen der beiden sind nun mal höchst unterschiedlich und jeder will sein Bestes geben. Da bleibt nicht so viel Platz für einen privaten Teil.
Der Autorin ist mit der Figur des Hauptkommissars ein glaubwürdiger Ermittler gelungen. Es fällt mir schwer, ihn spontan als Protagonisten zu bezeichnen, weil Roberta Hennig häufig dominiert. Sie ermittelt mit Herzblut und Eifer, der Hauptkommissar mit kühler Überlegung.
Neben der Aufklärung des Verbrechens hat Uli Aechtner so etwas wie einen zweiten Roten Faden geschaffen: Die Geschichte des Apfelweins und allerlei höchst Wissenswertes. Dabei hat es die Autorin geschickt vermieden, einen klischeebeladenen „Apfelweinkrimi“ zu schreiben. Das, was sie über den Apfelwein und die Region schreibt, gehört unmittelbar zur Handlung.
Was mir natürlich gefällt, sind der Umgang mit der Region und die präzisen regionalen Beschreibungen. „Büngsbach“ gibt es nicht, dafür aber eine ganze Reihe zum Verwechseln ähnlicher Orte in der Wetterau.
Todesrauscher ist ein spannend geschriebener Krimi, den nicht nur Kenner der Region und Freunde es Apfelweins lesen sollten. Er erschien 2016 bei emons:.
Das Ermittlerduo Christian Bär und Roberta Hennig würde ich gern wiedertreffen.
Bleibt noch die Frage, wer Uli Aechtner ist. Zu ihr fand ich auf ihrer Website www.uli-aechtner.de diese Information: „Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstwissenschaften arbeitete Uli Aechtner als Journalistin beim französischen Fernsehen TF1 in Bonn, später wechselte sie zum SWF-Mainz. Viele Jahre lang war sie dort für die aktuelle Berichterstattung tätig und moderierte die tägliche Nachrichtensendung "Landesschau". 1985 gewann sie das Stipendium "Journalistes en Europe" und verbrachte ein Jahr in Paris. Als freie Autorin liefert sie TV-Beiträge für ARD und ZDF. Seit 1992 schreibt sie Kriminalromane.“
Uli Aechtner
Todesrauscher


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

"Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstwissenschaften arbeitete Uli Aechtner als Journalistin beim französischen Fernsehen TF1 in Bonn, später wechselte sie zum SWF-Mainz. Viele Jahre lang war sie dort für die aktuelle Berichterstattung tätig und moderierte die tägliche Nachrichtensendung "Landesschau". 1985 gewann sie das Stipendium "Journalistes en Europe" und verbrachte ein Jahr in Paris. Als freie Autorin liefert sie TV-Beiträge für ARD und ZDF. Seit 1992 schreibt sie Kriminalromane." Zu ihrer Co-Autorin in "Keltenzorn" schreibt Uli Aechtner auf ihrer Website folgendes: "Belinda Vogt studierte Publizistik in Mainz. Als Autorin und Regisseurin erstellte sie Industriefilme für die Hoechst AG in Frankfurt/M, als Redakteurin war sie bei SAT.1 in Mainz für die dramaturgische Bearbeitung von Spielfilmen und Serien zuständig. Belinda Vogt ist Redakteurin beim ZDF in Mainz. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit ihrer Familie in Wiesbaden."

Kommissar/e

Der Autorin ist mit der Figur des Hauptkommissars Christian Bär ein glaubwürdiger Ermittler gelungen. Es fällt mir schwer, ihn spontan als Protagonisten zu bezeichnen, weil Roberta Hennig häufig dominiert. Als Journalistin ermittelt sie mit Herzblut und Eifer, der Hauptkommissar mit kühler Überlegung. Ach ja, das Leben könnte so schön sein. Da begegnen sich der Single-Mann Christian Bär und die Single-Frau Roberta Hennig und jeder denkt nur an seinen Beruf. Also, nicht nur, aber die (beruflichen) Interessen der beiden sind nun mal höchst unterschiedlich und jeder will sein Bestes geben. Da bleibt nicht so viel Platz für einen privaten Teil.

Tatort/e



Uli Aechtner - Interview mit der Autorin