Haben Sie den ersten Band Mörderischer Mistral gelesen? Sollten Sie, sollten Sie unbedingt. Tun Sie es lieber freiwillig, denn nach der Lektüre des zweiten Bandes besorgen Sie sich ohnehin den ersten.
Denn nur so können Sie den Weg von Roger Blanc von Paris im Norden nach Gadet im Süden verfolgen. Der kleine Ort liegt in der Nähe der Étang de Berre, das ist eine Meeresbucht in der Provence, die ein Salzwassermoor enthält.
Die Ortsangaben sind häufig fiktiv – der aufmerksame Leser findet aber genügend Anhaltspunkte, um sich in der Region orientieren zu können. Mir bereitet so etwas Freude.
Cay Rademacher hat die Figur des Roger Blanc sorgsam aufgebaut. Die intensive Ermittlungsarbeit, und als Folge keine „normalen“ Arbeitszeiten, lässt häufig keine scharfe Trennung von Beruf und Privatleben zu. Blanc liebt seinen Beruf, er legt es nicht darauf an, bei seinen Vorgesetzten beliebt zu sein. Ein wenig bis viel Risiko ist stets dabei und Blanc schätzt die Zusammenarbeit mit seinem kleinen Team. Lieutenant Marius Tonon und Sous-Lieutenant Fabienne Souillard haben es mit dem Neuen aus Paris gut getroffen. Er nimmt die beiden ernst und nutzt ihre unterschiedlichen Qualitäten.
Der ehemalige Capitaine einer Spezialeinheit der Gendarmerie in Paris hat nicht nur seinen Arbeitsplatz verloren, sondern auch seine Frau Geneviève, die sich für ein künftiges Leben ohne Roger entschieden hat. Das hat ihn getroffen aber nicht unsensibel gemacht.
Tödliche Camargue, das sind dreihundert Seiten Cay Rademacher. Da ist keine Seite zu viel oder zu wenig. Da wird nichts aufgebläht oder verkürzt – der Autor schreibt diszipliniert, kommt auf den Punkt und lässt dem Leser gleichzeitig Raum für Emotionen. Egal, ob es sich um das Schicksal des Protagonisten Capitaine Roger Blanc oder um dunkle Geheimnisse um den Maler van Gogh handelt – oder um die raue Schönheit der Landschaft Camargue.