Rezension

Haben Sie den ersten Band Mörderischer Mistral gelesen? Sollten Sie, sollten Sie unbedingt. Tun Sie es lieber freiwillig, denn nach der Lektüre des zweiten Bandes besorgen Sie sich ohnehin den ersten. 
Denn nur so können Sie den Weg von Roger Blanc von Paris im Norden nach Gadet im Süden verfolgen. Der kleine Ort liegt in der Nähe der Étang de Berre, das ist eine Meeresbucht in der  Provence, die ein Salzwassermoor enthält. 
Die Ortsangaben sind häufig fiktiv – der aufmerksame Leser findet aber genügend Anhaltspunkte, um sich in der Region orientieren zu können. Mir bereitet so etwas Freude.
Cay Rademacher hat die Figur des Roger Blanc sorgsam aufgebaut. Die intensive Ermittlungsarbeit, und als Folge keine „normalen“ Arbeitszeiten, lässt häufig keine scharfe Trennung von Beruf und Privatleben zu. Blanc liebt seinen Beruf, er legt es nicht darauf an, bei seinen Vorgesetzten beliebt zu sein. Ein wenig bis viel Risiko ist stets dabei und Blanc schätzt die Zusammenarbeit mit seinem kleinen Team. Lieutenant Marius Tonon und Sous-Lieutenant Fabienne Souillard haben es mit dem Neuen aus Paris gut getroffen. Er nimmt die beiden ernst und nutzt ihre unterschiedlichen Qualitäten. 
Der ehemalige Capitaine einer Spezialeinheit der Gendarmerie in Paris hat nicht nur seinen Arbeitsplatz verloren, sondern auch seine Frau Geneviève, die sich für ein künftiges Leben ohne Roger entschieden hat. Das hat ihn getroffen aber nicht unsensibel gemacht. 
Tödliche Camargue, das sind dreihundert Seiten Cay Rademacher. Da ist keine Seite zu viel oder zu wenig. Da wird nichts aufgebläht oder verkürzt – der Autor schreibt diszipliniert, kommt auf den Punkt und lässt dem Leser gleichzeitig Raum für Emotionen. Egal, ob es sich um das Schicksal des Protagonisten Capitaine Roger Blanc oder um dunkle Geheimnisse um den Maler van Gogh handelt – oder um die raue Schönheit der Landschaft Camargue. 

Cay Rademacher
Tödliche Camargue


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Cay Rademacher, geboren 1965, studierte Anglo-Amerikanische Geschichte, Alte Geschichte und Philosophie in Köln und Washington. Seit 1999 ist er Redakteur bei GEO, wo er das Geschichtsmagazin GEO-Epoche mit aufbaute, bei dem er seit 2006 Geschäftsführender Redakteur ist. Zuletzt erschien von ihm "Drei Tage im September" und "Die letzte Fahrt der Athenia 1939". Cay Rademacher lebt mit seiner Familie in Hamburg.Auf seiner Website www.cayrademacher.de erfahren Sie mehr über den Autor.

Kommissar/e

Roger Blanc, Capitaine einer Spezialeinheit der Gendarmerie in Paris, Bewohner eines Appartements über den Dächern des sechzehnten Arrondissements und Ehegatte einer wundervollen Frau, wird von einem auf den anderen Tag in einen winzigen Ort im Süden Frankreichs versetzt – er war im Zuge von Ermittlungen einem Korruptionsskandal erster Güte auf die Schliche gekommen, in den ein Politiker verwickelt war. Statt Lob gab es Tadel, statt Appartement den Einzug in eine verfallene Ölmühle, die er mal vor langer Zeit geerbt hat. Mit der Figur des Roger Blanc hat Cay Rademacher keinen Helden geschaffen und auch keinen, der mit seinem Schicksal allzu lange hadert. Aber einen Protagonisten, den man gern wiedertreffen möchte.

Tatort/e