Rezension

Üblicherweise ist die Rolle des Protagonisten, also des Ermittlers in einem Krimi, mit einem Kommissar besetzt, beziehungsweise mit einer Kommissarin.
Passt hier aber nicht. Ich würde der Mitzi Unrecht tun. Gut, ich könnte die Stelle mit Inspektorin Agnes Kirschnagel aus Kufstein besetzen. Vielleicht wäre eine Beförderung die Folge, denn so wohl fühlt sich die Agnes in ihrer neuen Dienststelle (immer) noch nicht, seit sie vor achtzehn Monaten in Kufstein ihren Dienst angetreten hat.
Ach, die Mitzi, früher auch Mörder-Mitze genannt (aber das ist andere, sehr traurige Geschichte). Eigentlich heißt sie Maria Konstanze Schlager, aber alle die sie kennen nennen die schlanke junge Frau mit den hellblonden kurzen Haaren nur Mitze. Wenn ich jetzt noch anfüge, dass sie einen großen Busen hat (das betont die Autorin hin und wieder), dann ist der Männertraum komplett. Aber "Männergeschichten" passen nicht zur Mitze. Sie hat ihren Freddy, einen Vetreter, der viel unterwegs und wenig zu Hause ist. Und wenn er zu Hause ist, dann schaut er am liebsten Fussball. Das ist schon in Ordnung für die Mitzi. Obwohl...so ganz...etwa gestaunt habe ich schon über die Mitzi.
Natürlich geht es in Isabella Archans Krimis um Mord und Totschlag und um das ganze Drumherum der Verbrechensaufklärung. Aber die Autorin verschiebt seit Mitzis Auftauchen ein wenig die Gewichtung. Ist Mitzis Verhalten geprägt von ihrer Kindheitsschuld, die sie sich selbst zuschreibt?. Es braucht nicht viel, um Mitzi glücklich zu machen - es braucht aber auch nicht viel, um Mitzis Gedanken auf eine ganz bestimmt Spur zu lenken. Ahnt sie das Unrecht, ist sie eine verhinderte Polizistin, will sie irgendjemandem etwas beweisen. Nein, die junge Frau ist mit einem Übermaß an Phantasie ausgestattet, verfügt über ein übergroßes Mitteilungsbedürfnis und macht es deshalb ihrem Gegenüber schwer, sie zu verstehen und ihr zu glauben.
Nur bei Agnes ist das anders. Sie hat bereits einmal die Erfahrung gemacht, dass Mitzi mit ihrer (zugegeben) schwer nachvollziehbaren Theorie recht hatte. Und jetzt, in Wenn die Alpen Trauer tragen, überfällt Mitzi ihre neue Freundin (besagte Agnes) mit scheinbar wilden und kühnen Vermutungen - in einem bereits abgeschlossenen Fall. Der eigentlich gar kein Fall war. Auch zu und über Agnes gäbe es einiges zu sagen. Als die Inspektorin allmählich versteht, dass Mitzi mit ihren kühnen Thesen (auch diesmal) auf der richtigen Fährte ist, überwindet sie einige bürokratische Hürden, nimmt lange Fahrwege in Kauf und macht sich zunehmend Sorge um ihre Freundin.
Denn die rennt einfach schon mal los, kennt kein Halten, sondern verfolgt nur ein Ziel. Die weiße Frau, die Hex, zu finden.
Wenn die Alpen Trauer tragen, der zweite Band mit Mitzi, erschien im März 2020 bei emons:. 
Noch etwas: Isabell Archan beweist wider einmal, dass sie ein Händchen für Menschen mit fast schon skuriller Vita hat. Und die vermittelt sie der Leserschaft auch noch sehr glaubwürdig.

Isabella Archan
Wenn die Alpen Trauer tragen


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

"Die ausgebildete Schauspielerin Isabella Archan, geboren 1965 in Graz, arbeitete viele Jahre an Stadt- und Staatstheatern in Österreich, der Schweiz und Deutschland. Seit 2002 lebt sie freiberuflich in Köln, hier begann auch ihre zweite Karriere als Autorin. Neben dem Schreiben ist Isabella Archan immer wieder in TV- und Filmrollen zu sehen (»Tatort«, »Lindenstraße«, »Diese Kaminskis«) und sorgt mit ihren szenischen Krimilesungen bundesweit regelmäßig für ausverkaufte Lesungen." Beim Besuch ihrer Website www.isabella-archan.de erfährt der Leser noch mehr.

Kommissar/e


Tatort/e



Isabella Archan - Interview mit der Autorin



25. Oktober 2019