Das nenne ich mal Marketing. Der Chef der edition tingeltangel, Herausgeber des gerade erschienenen Kriminalromans Wer kennt diese Frau?, rief mich an und machte mich auf den neuen Band der Autorin Nicole Eick aufmerksam. Das machte mich neugierig.
So ist das mit Empfehlungen. Man braucht sie von Zeit zu Zeit, um auch mal über den viel zitierten Tellerrand zu schauen. Es ist allzu leicht und einfacher, sich dem neuen Band einer bekannten Reihe zu widmen, als sich auch mal mit etwas „ganz Neuem“ zu beschäftigen. 
Und ganz neu ist das Thema dieses Buches.
Und mutig.
In diversen Ankündigungen und kurzen Rezensionen über dieses Buch ist wiederholt vom Lotterleben zwischen Lack und Leder die Rede. Schade.
Sollen diese Hinweise Leser anlocken?
Das hat dieses Buch nicht verdient. Denn es geht um viel mehr. Gewiss, die Handlung spielt „im Milieu“, aber der eigentliche Anstoß der Autorin zu diesem Buch liegt viel tiefer. Lesen Sie mal im Netz, was Sie über den beruflichen Werdegang von Nicole Eick erfahren. Sie weiß, wovon sie im Buch spricht. Und das verleiht der Handlung ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit. 
Genau da liegt der Schrecken. In der nahezu lückenlosen Beschreibung der Gefühlswelt einer Frau, die seit ihrer Kindheit unter etwas leidet, für das sie keinen Namen kennt. Vielleicht hat sie eine Ahnung – mehr nicht. 
Das ist der Anstoß zur Geschichte und die ist schon schrecklich genug.
Ach ja, dann ist da noch dieser Mord an einem Freier, um dessen Aufklärung sich die Kriminalhauptkommissarin Dominique Brodbecker und ihr Kollege Alfred Meister kümmern. Eine sehr gelungene Besetzung übrigens. Das Ermittlerteam sorgt für einen flotten Handlungsablauf und manch einen Schmunzler beim Leser. Der ist auch manchmal von Nöten.
Der erfahrene Krimileser ist ja mit der Bandbreite der Spurensicherung und Spurenermittlung bestens vertraut. Auch in diesem Fall gibt es natürlich Spuren. Allerdings geben sie nur weitere Rätsel auf. Das ist neu. Für die Ermittler und für die Leser. 
Wer kennt diese Frau? erschien im November 2021 bei der edition tingeltangel.