Rezension
Kehrt denn auf der Kehr niemals Ruhe ein? Nimmt denn das Morden und Meucheln gar kein Ende? Wann kann Katja Klein endlich das von früh bis abends tun, was sie seit Jahren möchte, ausschließlich möchte: Sich um das Wohl ihrer Gäste in ihrem Restaurant kümmern?
Ein winziges Stück Eifel. Als ob der Ort nicht schon klein genug wäre, wird er auch noch von der B 265 brutal geteilt. Mich beschleicht manchmal der Gedanke, dass hier schlichtweg zu Unterhaltungszwecken gemordet wird, etwa weil es keinen Netzempfang gibt, der Empfang der Radio- und Fernsehsender gestört ist, oder aus welchem Grund auch immer.
Andererseits: Katja Klein im ständigen Ruhe-Modus, ihr Freund Marcel Langer (das ist der belgische Polizist) überwiegend am Schreibtisch sitzend und nicht Täter-suchend unterwegs? Schwer vorstellbar.
Es wäre auch schade, die muntere Truppe, die sich mittlerweile um die Protagonisten geschart hat, nicht mehr in Aktion zu erleben. Jeden dieser höchst unterschiedlichen Charaktere hat Martina Kempff liebevoll ausgesucht und beschrieben. Zu jeder Figur gehört eine eigene Geschichte, jede einzelne weckt im Leser Beschützerinstinkte.
Die Autorin beherrscht den Umgang mit Gegensätzen. Skurril und normal. Tragik und komisch. Dem Ernst einer Situation folgt schnell das Lachen.
Die Handlung beginnt (wie fast immer) mit einem Toten. Das ist in diesem Fall ein normaler Toter, also einer, dessen Tod weder aufgeklärt noch gerächt werden will. Damit Katja und ihr belgischer Freund in Schwung kommen, muss logischerweise ein Mord geschehen. Der geschieht auch. Verdächtigt wird ausgerechnet die Älteste im Kreis der Freunde und Bekannte um die Protagonistin Katja Klein.
Das Leben im Grenzgebiet der Kehr war noch nie einfach. In dieser Region war früher einmal nicht alles besser (als heute) sondern schlimmer. Da die Eifeler alles andere als schwatzhaft sind, kann also nur der Zufall für das Lüften manch eines Geheimnisses sorgen.
Menschenkenntnis, Misstrauen und eine Portion unerschütterliches Pflichtbewußtsein heißt das Rezept, nach dem Marcel Langer lebt und handelt. Da ist der Polizist unnachgiebig. Seine Eigenschaft lebt er in diesem konsequent aus - so kannte ich ihn bislang nicht!
Liebe Leser, bleiben Sie beim Lesen hellwach. Achten Sie genau auf den Handlungsablauf. Mich hat die Autorin eiskalt erwischt. Das hätte ich nicht gedacht. Martina Kempff schreibt souverän. 
Auch das sechste Buch Wiederkehr erschien bei Piper, im Mai 2015.
Martina Kempff
Wiederkehr


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Martina Kempff ist Schriftstellerin, Übersetzerin und freie Journalistin. Nach vielen Jahren in Griechenland und dann in Amsterdam verbrachte sie einige Jahre in der Eifel, bis es sie in das Bergische Land zog. Ihre Website heißt: www.martinakempff.de. Mit achtundvierzig Jahren schrieb sie ihren ersten Roman, einen historischen übrigens, und erst elf Jahre später, das war 2009, ihren ersten Eifelkrimi.

Kommissar/e

Katja Klein heißt die Heldin. Dort, wo der deutsche Teil der Eifel an die belgische Grenze stößt, dort sucht die ehemalige Journalistin Mörder. Mit Hilfe des belgischen Bereitschaftspolizisten Marcel Langer. Wie die beiden zusammenarbeiten ergibt eine sehr gute und lesenswerte Geschichten.

Tatort/e