Nachdem ich das im Februar 2018 erschienene Buch des Autors Nicht die Zeit zu sterben gelesen hatte, wurde ich neugierig und habe mir seinen im Jahr 2014 erschienenen Band Zampano vorgenommen.
Liebe Krimileser, ich bin kein Freund von Vergleichen. Diese hinken nämlich meistens und können oftmals das Ergebnis zu einseitiger Betrachtung sein. Deshalb beschränke ich mich an dieser Stelle auf die Feststellung: Zampano müssen Sie gelesen haben. Eine moderne Familiensage, passt genau ins Bergische Land (bis 1958 habe ich in Wuppertal gelebt, kann mich also noch ein wenig in die Mentalität und Verhaltensstrukturen der dort lebenden Menschen hineinversetzen). Im Mittelpunkt der Ereignisse steht der Wuppertaler Konzernpatriarch Maximilien Zampa (leider nicht sehr lange). Der Leser erhält also nicht nur Einblick in das Mit- und Gegeneinander einer Familie aus gehobenen Kreisen, sondern darf auch miterleben, wie diese Familie, als Entscheider eines namhaften Konzerns, „firmenintern“ miteinander umgehen.
Eigentlich sollten alle an einem Strang ziehen und durch gemeinsames Handeln für das Wohl der Firma sorgen. Aber es sind halt auch nur Menschen und die haben ihre Schwächen. Geld und Liebe zum Beispiel. In diesem Krimi spielt eine Liaison eine nicht unbedeutende Rolle. Da flackert ein Feuer, an dem sich die Beteiligten leicht die Finger verbrennten könnten. Eine Gradwanderung, die der Autor aber gekonnt meistert. Wolfgang Voosen schreibt mit dem notwendigen Maß an Kühle und Distanz – finde ich jedenfalls. Vielleicht liegt das an seiner Vita, auf die ich an dieser Stelle bewusst hinweise: „Vor seinem Ruhestand bekleidete er bei der Barmenia-Versicherung in Wuppertal mehrere Führungspositionen, zuletzt als Leiter der Konzern-Rechtsabteilung und Geldwäschebeauftragter. Danach war er an mehreren Gymnasien als Dozent für Rechts- und Wirtschaftskunde tätig und leitete in Remscheid eine Schreibwerkstatt.“
Das Ermittler-Team ist das Ergebnis eines gelungenen Castings - alle Figuren wurden sorgsam ausgewählt. Kleine Seitenhiebe auf das Einmischen der Obrigkeit kann sich der Autor übrigens nicht verkneifen. Auch hier wird die professionelle Seite des Autors deutlich.