Rezension
„Ein Fall für Kostas Charitos“ lautet der Untertitel. „Ein Fall für alle, die sich für das Schicksal des griechischen Volkes interessieren, Anteil nehmen an den Bemühungen der Geberländer und der Banken und die jüngsten Entscheidungen (Juli 2015) innerhalb und außerhalb Griechenlands nicht verstehen“ möchte ich hinzufügen.
Bitte beachten Sie, lieber Leser, dass Petros Markaris´ Originalausgabe erstmals im Jahr 2012 bei Samuel Gavrielides Editions, Athen, erschien. Die deutsche Fassung wurde in Zusammenarbeit mit dem Autor nochmals durchgesehen und erschien, wie die anderen Bände des Autors, bei Diogenes erst im April 2015. Das zeigt, dass seine Gedanken auch drei Jahre später noch aktuelle sind (bzw., dass sich seit dem nichts geändert hat). 
Dem Autor geht es um die griechische Geschichte und die heutige Geschichte Griechenlands. Dieses Anliegen des Autors spürt man auf allen dreihundertachtundvierzig Seiten des Buches.
Mir fällt es schwer, bei der Rezension von Zurück auf Start eine Verbindung mit den Begriffen „Spaß“ und „Humor“ herzustellen. Wer Spaß an dem Buch hat, dem sei er gegönnt, aber diesen Begriff voran zu stellen, halte ich für nicht angemessen. Das hat der Autor nicht verdient.
Zurück auf Start ist ein Athener Krimi, mit einem Mord, mit polizeilichen Ermittlungen, mit Befragungen und all den Zutaten, die einen guten Krimi ausmachen. Hinzu kommt eine kaum zu übertreffende Beschreibung „seiner“ Stadt Athen.
Das ist Ihnen gelungen, Herr Markaris.
Aber das ist doch noch nicht alles, lieber Leser. Ein Autor vom Kaliber des Petros Markaris setzt sich doch nicht aus Lust und Laune hin und schreibt einen Krimi, der in der Hauptstadt seines Heimatlandes spielt. Ein solcher Autor nutzt den Krimi für eine gehörige Menge Botschaften an den Leser. Schön verteilt, fein dosiert, nicht zu aufdringlich.
Den ermittelnden Kommissar Kostas Charitos, einen Durchschnittsbürger mit einer Durchschnittsfamilie und einem Durchschnittseinkommen nimmt sich der Autor als Orientierung für seine Geschichte. Kostas Charitos ist etwas mehr als ein braver Beamter, er tut etwas mehr als seine Pflicht und er kümmert sich bemerkenswert um die Belange seiner Familie und seiner Freunde.
Den Inhalt in wenigen Sätzen wiederzugeben macht keinen Sinn – das geht nicht. Genauso wenig Sinn macht es, das Buch nebenher zur Entspannung zu lesen – hier ist beim Lesen der Kopf gefragt. Dann haben Sie auch etwas davon, lieber Leser.
Suchen Sie einen anspruchsvollen Krimi, ein gutes Buch? Nehmen Sie das.
Petros Markaris
Zurück auf Start


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Petros Markaris, geboren 1937 in Istanbul, ist Verfasser von Theaterstücken und Schöpfer einer Fernsehserie, er war Co-Autor von Theo Angelopoulus und hat deutsche Dramatiker wie Brecht und Goethe ins Griechische übertragen. Mit dem Schreiben der Kostas-Charitos-Romane begann er erst Mitte der neunziger Jahre. Heute ist er die griechische Stimme in der zeitgenössischen Literatur. Petros Markaris lebt in Athen.

Kommissar/e

Kostas Charitos. So heißt der Kommissar und Leiter des Morddezernates im Bezirk Attika, Athen. Er ist ein ganz normaler Beamter, Kollege, Untergebener, Ehemann und Vater einer erwachsenen Tochter. In politische Fettnäpfchen tritt er aus Überzeugung. Er ist ein Alltags-Held.

Tatort/e