Rezension
Etwas Vorkenntnis, was das beherrschende Thema Tarot betrifft, wäre schon recht hilfreich. Leser des ersten Bandes Weiße Magie – mordsgünstig sind deshalb eindeutig im Vorteil und von der ersten Seite an mitten drin im Ablauf der Ereignisse. Eine andere Möglichkeit der „Einführung“ ist die Lektüre meiner Rezension zum ersten Band. Da steht alles Wissenswerte drin.
Die Möglichkeiten, gewaltsam zu Tode zu kommen, sind vielfältig und variantenreich. Der erfahrene Krimileser weiß das. Ausgefallene Tötungsarten und Tatorte wetteifern geradezu um die Aufmerksamkeit des Lesers. In diesem „Wettstreit“ besetzen skandinavische Krimiautoren seit vielen Jahren eine Nische, die nicht jedermanns Sache ist.
Ganz anders verfahren da der Autor Steve Hockensmith und seine Beraterin Lisa Falco. Der Autor führt seine Leser in die Wüste – von Arizona. Und dorthin, in den kleinen (fiktiven) Ort Berdache, hat Steve Hockensmith seinen Tatort verlegt. Hier wurde in Band eins, Weiße Magie -  mordsgünstig, der Mord an der Trickbetrügerin Barbra McLachlan verübt. Ihre mehr als temperamentvolle Tochter Alanis erbte ihren Laden Weiße Magie – gut & günstig, 45.000,- Dollar, einen Cadillac und eine Halbschwester. Mut und ein stark ausgeprägter Gerechtigkeitssinn sind Alanis´ herausragende Eigenschaften, die sie in manch bedrohliche Situation gebracht haben und mit Sicherheit noch bringen werden. Kümmerte sie sich in Weiße Magie – mordsgünstig um die Aufklärung des Mordes an ihrer Mutter, weil ihr Vertrauen in die Arbeit der örtlichen Polizei äußerst gering war, so liegt ihr in Weiße Magie – Vorsicht Stufe! an der Wiedergutmachung des Schadens, den ihre Mutter durch Trickbetrügereien angerichtet hat. Deshalb führt sie den geerbten Laden weiter und wartet auf Kunden, die von der ermordeten Vorbesitzerin hereingelegt wurden. Es waren in der Mehrzahl Frauen, denen Barbra McLachlan die Tarotkarten nach eigenen Regeln legte. Danach war das Geld weg und der Traum vom Glück auch.
An Einfallsreichtum mangelt es Alanis nicht. Leitfaden und Ratgeber beim Kartenlegen ist für sie ab sofort der im Eigenverlag erschienene Band Der Weisheit unerschöpfliche Wege. Daraus schöpft sie aus dem Vollen und legt die Karten zu Gunsten ihrer Kunden.
Neben dem Wiedergutmachen-Wollen hat Alanis noch eine weitere Schwäche: Das Helfen. Und genau das tut sie nach Kräften gegenüber ihrer Freundin Marsha. Als ihr Mann eines gewaltsamen Todes stirbt fällt der Verdacht sofort auf sie. Schließlich ist allgemein bekannt, dass der Verstorbene seiner Frau mehrfach allen Grund zu einer solchen Tat gegeben hat. Zugegeben, Marshas Verhalten ist etwas ungeschickt und so lenkt sie die Aufmerksamkeit der Polizei sogleich auf sich.
Wie „Das Helfen“ aussieht und welch verschlungenen Wege Alanis und Marsha gehen, beschreibt Steve Hockensmith detailreich, laut und pointiert. Das Buch lebt von Wortwitz, unglaublichen Dialogen und kühnen Gedanken.
Ist das (noch) ein Krimi oder (schon) etwas ganz anderes?
Doch, das ist ein Krimi, der zudem Schwung erhält durch Text-Einschübe zum Tarotlegen.
Übrigens, nur der Tatort Berdache ist fiktiv, die nächst größere Ortschaft Sedona, mit knapp zwölftausend Einwohnern, gibt es tatsächlich. Und auch die wissenswerte Beschreibung von Land, Leuten und Historie stimmt.
Lieber Leser, nehmen Sie das Buch ernst und lachen.
Weiße Magie – Vorsicht Stufe! ist im Januar 2017 erschienen und zwar bei dtv, wie der erste Band auch.
Wenn Sie der englischen Sprache mächtig sind, sollten Sie die Website des Autors besuchen www.stevehockensmith.com
Steve Hockensmith
Weiße Magie - Vorsicht Stufe!


Bewertung

5/5 Region

5/5 Sprache

5/5 Originalität

5/5 Emotion

5/5 Plot (das Handlungsgerüst)


Gesamtbewertung

Informatives

Autor/en

Steve Hockensmith, geboren 1968 in Kentucky, hat als Journalist gearbeitet, bevor er sich ganz auf das Schreiben von Büchern verlegte. Er lebt mit seiner Familie in Kalifornien. Wer der englischen Sprache mächtig ist, kann auf www.stevehockensmith.com mehr über den Autor erfahren.

Kommissar/e

Alanis McLachlan heißt die Protagonistin. Als Tochter hat sie ein vordringliches Interesse an der Aufklärung des Mordes an ihrer Mutter, sie mischt bei der Suche nach dem Mörder aber mehr mit, als der Polizei lieb ist. Diese unglaublich agile und vor wirklich nichts zurückschreckende Fünfunddreißigjährige aus der großen Stadt Chicago entpuppt sich zunehmend als Schrecken des gleichaltrigen Detectiv Josh Logan. Aus ihm quetscht sie Hinweise zu Leben und Tod ihrer Mutter raus, die dieser nur sehr zögerlich preisgibt. Und dann marschiert (anders kann man diese Form der Ermittlung nicht bezeichnen) Alanis los. In Band zwei bleibt sich Alanis ihrer Rolle treu. Auch hier lebt sie ihren Hang zum Helfen ungehemmt aus.

Tatort/e